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Oliver Laric

Reclining Pan, 2021; Sleeping Boy, 2021

Stereolithografie und Selektive-Laser-Sintern, Polyamid, Polyurethan, Pigmente, Aluminiumsockel
Skulptur: 63,5 × 134 × 59,1 cm
Sockel: 83,8 × 151,8 × 80 cm 

SLS Nylon, SLA Harz, Acrylfarbe, Pigmente, Aluminiumpulver
55 × 111,5 × 101,5 cm

Courtesy Oliver Laric und Tanya Leighton, Berlin; Kommissioniert von HALLE FÜR KUNST Steiermark & OCAT Shanghai; Foto: kunst​-doku​men​ta​ti​on​.com

Oliver Laric (*1981 Innsbruck, lebt in Berlin) leistet durch seine Werke einen wichtigen künstlerischen Beitrag zu einer Ästhetik der Digitalisierung und greift Themen wie die Neuaneignung historischer Formen und das Verhältnis zwischen Original und Kopie auf. Ausgangspunkt seines künstlerischen Schaffens bilden Skulpturen verschiedener Epochen, die er unter Rückgriff auf fotographische Scanprozesse und 3D-Druckverfahren ausmisst, nachbildet und neu interpretiert.

Seine Arbeitsweise mit neuen Technologien geht auf das Jahr 2006 zurück. 2012 wurde er dann im Rahmen eines Projektes für das Museum The Collection – Art and Archeology in Lincolnshire im englischsprachigen Lincoln dazu eingeladen, ein Projekt in Auseinandersetzung mit der archäologischen Sammlung zu entwickeln, woraus er die Idee des Scannens und der Digitalisierung entwickelte. Er begann ausgewählte archäologische Funde wie Skulpturen und Reliefs auszumessen und die 3D-Daten in ein digitales Archiv zu überführen. Mit dem freien Zugriff auf den digitalen Code erhält theoretisch jede Person die Möglichkeit, an der Herstellung und Verbreitung der Werke mitzuwirken. Die stofflichen Originale wie beispielsweise antike Figuren werden gewissermaßen verflüssigt und Körper einer kulturellen DNA, die jederzeit rekombiniert und sogar verändert werden kann. Die geometrischen Abmessungsdaten bilden dabei das objektivierbare Grundgerüst und die kollektive Form der Figur. Eine individuelle Aneignung und Interpretation kann für jede Kopie“ durch die Einfügung unterschiedlicher Materialien und Farben in den Druckvorgang erfolgen. Laric stellt dadurch Fragen nach dem Skulpturalen und der Gestaltbarkeit als solche, nicht zuletzt in Bezug auf Originalität und ihres jeweiligen Material- wie Zeitbezugs.

Für die beiden skulpturalen Werke der Ausstellung greift Oliver Laric auf die antike Formensprache zurück. Die Arbeit Reclining Pan zeigt Pan, ein Mischwesen aus Mensch und Ziegenbock, der in der griechischen Mythologie der Gott des Waldes und der Natur ist. Das Original stammt von einem italienischen Bildhauer der Renaissance, Francesco da Sangallo, und ist auf das Jahr 1535 datiert. Demgegenüber zeichnet sich Larics Kopie“ durch die Ästhetisierung des Synthetischen und die Betonung des Druckverfahrens aus. Manche Sequenzen heben die Materialität der Figur hervor, während andere wiederum gläsern wirken oder die Reinheit des Marmors imitieren und dadurch Stofflichkeit verleugnen. Durch dieses Wechselspiel scheint der Pan zwar unmittelbar vor unseren Augen zu entstehen, gleichzeitig wirkt er aber schematisch, heimatlos und wie aus der Zeit gefallen. Die Ort- und Zeitlosigkeit der Figur wird durch den filigranen Aluminiumsockel zusätzlich verstärkt.

Der Pan besitzt keinerlei Bodenhaftung, er ist ein dionysisches Wesen, dessen Verhalten von ungezügelter Leidenschaft, Rausch und Wollust beherrscht ist. Oliver Larics Skulptur Sleeping Boy offeriert hingegen ein ganz anderes Bild. Ganz nach dem Vorbild antiker Bildsprache wird hier ein Jüngling dargestellt, der im Gegensatz zum Pan eine gewisse Formbarkeit, Offenheit und Schönheit des Geistes symbolisiert. Der Jüngling befindet sich in einer stützenden Haltung und ist im Schlaf versunken. Sein Kopf ist gesenkt, sein Körper verläuft durch eine feine Linienführung abwärts zum Boden. Der Jüngling hat einen guten Stand und eine gute Verbindung zum Grund, gleichzeitig hebt er sich empor, befindet sich aber noch im Zustand des Traumes. Eine große Ruhe und Zuversicht geht von der Figur aus, die auf die Jugend als Trägerin einer besseren Zukunft hoffen lässt.

Oliver Laric

*1981 Innsbruck, lebt in Berlin

wurde unter anderem in Soloausstellungen im S.M.A.K Gent, Gent; am OCAT Shanghai, Shanghai; Pedro Cera, Lissabon; Forum Arte Braga, Braga; Gallery 301, dem St. Louis Art Museum, St Louis; im Braunschweiger Kunstverein, Braunschweig; bei Tanya Leighton, Berlin; Metro Pictures, New York; am Schinkel Pavillon, Berlin; in der Kunsthalle Winterthur, Winterthur; dem SCAD Museum of Art, Savannah; im Tramway, Glasgow; an der Secession, Wien; in der Kaikai Kiki Gallery, Tokyo; am CCA Tel Aviv, Tel Aviv; im Austrian Cultural Forum, London; und dem Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Washington DC gezeigt.

Seine Arbeiten wurden in Gruppenausstellungen wie der Sharjah Art Foundation, Sharjah; dem Museu Calouste Gulbenkian, Lissabon; der Bundeskunsthalle, Bonn; der Galeria Duarte Sequeira, Braga; der 33rd Bienal de São Paulo, Sao Paulo; dem Mori Art Museum, Tokyo; der Busan Biennale, Busan und dem ICA Boston, Boston gezeigt.