James Welling
James Welling (*1951 Hartford, lebt in Los Angeles) ist nicht zuletzt aufgrund seines innovativen Umgangs mit dem Medium der Fotografie bekannt geworden. Seit Jahrzehnten verwendet er immer wieder neue Verfahren der fotografischen Bildgebung, darunter auch vermehrt digitale Technologien, aber auch zunehmend in Vergessenheit geratene analoge Verfahren, wobei dem Einsatz von Farbe eine entscheidende Rolle zukommt.
Die fotografischen Arbeiten von Welling, die in der Ausstellung zu sehen sind, zeigen architektonische und skulpturale Elemente, die der antiken Bildwelt entstammen. Im Jahr 2018 begann Welling in der Antikensammlung des Metropolitan Museum of Art (New York) zu fotografieren, woraufhin er ein Jahr später nach Griechenland reiste, um sich in Athen und Umgebung weiter mit den Architektur- und Bild-Formen der Antike zu beschäftigen. Athen bildete das Herzstück der griechisch-antiken Welt, auch wichtige Denker wie Platon und Aristoteles hatten hier ihre philosophischen Bildungsstätten.
Das anfängliche Interesse des Künstlers lag darin, Teile der antiken Vergangenheit wieder aufleben zu lassen. Als Ausgangspunkt dafür verwendet er verschiedene Motive wie die Karyatiden aus dem Akropolis Museum, den Torso eines Jünglings oder die ionischen Säulen eines charakteristischen Tempels auf der Akropolis, das sogenannte Erechtheion. Wellings fotografische Aufnahmen erschöpfen sich nicht in der bloßen Widergabe seiner Motive, vielmehr setzt er diese in ein Wechselspiel zur Materialität des Mediums selbst. In manchen der Arbeiten, wie beispielsweise Acropolis Museum. Karyatid (2019) oder Head of a Goddess (2019), integriert der Künstler Farbschichten in das Bild und setzt damit die aktuelle Gestalt der Skulpturen in Rückbezug zu ihre (farb)prächtigen Vergangenheit. Die Tempel und Figuren der antiken Welt werden heute oft als „rein“ und stoisch empfunden, was aber stark von der Üppigkeit ihres historischen Erscheinungsbildes abweicht, diese waren ursprünglich auffallend bunt und detailliert bemalt.
In anderen Werken Wellings treten die Motive hingegen eher zurück und werden von der Materialität der Fotografie und einer bewussten Intervention überlagert, wie in der fluid wirkenden Arbeit Torso of a Youth (2019), womit ein weiterer geschichtlicher Rückbezug zur Erscheinung kommt. In Erechtheion. North Porch (2019) spielt Welling wiederum mit der klassischen SW-Architekturfotografie und ihrem Blick in eine fast cinematografisch inszenierte Vergangenheit.
Der Künstler setzt seine skulpturalen und architektonischen Motive in Bezug zu der Zeit ihrer ersten fotografischen Dokumentation durch Archäolog_innen und andere Forscher_innen zu Ende des 19. Jahrhunderts. Durch die vielschichtige Ästhetik des bearbeiteten Materials greift Welling Prozesse der kulturellen Aneignung und Darstellung auf, untersucht institutionelle Praktiken der Fotografie und reflektiert dabei gleichzeitig den Stellenwert des Mediums im Spannungsbogen zwischen Vergangenheit und Zukunft.
James Welling
zeigte seine Arbeiten unter anderem in Soloausstellungen im George-Eastman-Museum, Rochester, New York; in den Regen Projects, Los Angeles; am Portland Museum of Art, Portland; an der Tate Modern, London; in der Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder, Wien; am Stedelijk Museum voor Actuele Kunst, Gent; mit der Henry Art Gallery, University of Washington, Seattle; an der Donals Young Gallery, Chicago; mit der Galerie Barbara Gross, München; und dem Camden Arts Center, London.
Seine Arbeiten wurden in Gruppenausstellungen im Museum of Contemporary Art, Chicago; dem Whitney Museum of American Art, New York; dem Metropolitan Museum of Modern Art, New York; The Getty Center, Los Angeles; am Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia, Madrid; am Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Washington DC; im Museum für Moderne Kunst, Frankfurt; am Fonds Régional d’Art Contemporain Bourgogne, Dijon; im Kunstmuseum Wolfsburg, Wolfsburg; an der Kunsthalle Bremen, Bremen; an der Kunsthalle Basel, Basel; am Museum of Contemporary Art, Los Angeles; und in der Whitney Biennial, am Whitney Museum of American Art, New York gezeigt.