Pier Paolo Pasolini, Edipo Re, 1967
Filmscreening
Bei Edipo Re (1967) handelt es sich laut Pier Paolo Pasolini um seinen am stärksten autobiographischen Film und um eine filmische Interpretation des Dramas König Ödipus oder auch Ödipus, der Tyrann (ca. 429 – 425 v. Chr.), das auf den antiken griechische Tragödiendichter Sophokles zurückgeht und in dem er den Ödipus-Mythos verhandelt.
Pasolinis filmische Version verbindet zwei Ödipus-Figuren: einen Ödipus-Charakter, der sich im 20. Jahrhundert befindet sowie die mythische Figur der Antike. Der Film beginnt etwa in den 1920er-Jahren mit einem Jungen, der von seiner Mutter auf einer Wiese gestillt wird. Auf Grund der Eifersucht seines Vaters, der befürchtet, die Liebe zwischen Sohn und Mutter sei stärker als jene zwischen ihm und seiner Frau, nimmt die Aufmerksamkeit der Mutter gegenüber ihrem Sohn ab – der Vater ist ihm gegenüber hasserfüllt. Die Erzählung verlagert sich schließlich ins antike Griechenland, wo ein kleiner Junge ausgesetzt und von einem Schafthirten gefunden und zu dem König von Korinth gebracht wird, wo er aufwächst. Ödipus, unwissend über seine wahre Identität, tötet seinen Vater, den König von Laios und heiratet daraufhin seine Mutter, Iokaste. Nachdem seine Taten und seine wahrhafte Beziehung zu den Ermordeten ans Licht kommen, verliert er alles, sticht sich die Augen aus und verlässt seinen Palast, während Iokaste sich selbst umbringt. Erneut wird die Handlung zeitlich versetzt, nun in die Gegenwart der 1960er-Jahre. Der blinde Ödipus sitzt vor Bolognas Kathedrale und spielt auf einer Flöte. Er wird schließlich von seiner Begleitung auf eben jene Wiese geführt, wo der Film seinen Anfang nahm. Hier findet Ödipus seinen Frieden.
Nicht nur erinnert Mathias Polednas Intervention in die HALLE FÜR KUNST selbst, mit der er die visuelle Identität der Institution verändert hat, die er genuin in schwarz-weiß hält, an filmische Bilder von Pier Paolo Pasolini, auch wie der Filmemacher selbst zwischen Antike und Moderne respektive in seiner Zeit auch der Gegenwart springt und Bezüge herstellt, passiert nach einem ähnlichen Verfahren, wie Poledna in der Ausstellung gleich einem eigenen Archiv Bezüge und Verweise durch Objekte herstellt. Bei dem Screening handelt es sich darüber hinaus um eine Intervention in seine Ausstellung, denn er wird von einem 35mm Projektor auf die eigens für die Ausstellung errichtete Projektionswand gestrahlt. Für diesen Anlass wird nicht nur ein Filmvorführer benötigt, der Film wird in der Originalversion in Italienisch mit englischen Untertiteln präsentiert und vom Verleih der Cinecittá in Rom zur Verfügung gestellt.
Mathias Poledna wird selbst vor Ort sein und eine Einführung geben.
Künstler:innen
Teilnehmende Künstler:innen
Mathias Poledna
Einzelausstellungen (Auswahl): Galerie Buchholz, Köln (2022), Galerie Buchholz, New York (2020), The Renaissance Society, Chicago (2014), The Art Institute of Chicago (2014), 55. Bienniale di Venezia, Österreichischer Pavilion (2013), Secession, Wien (2013), Galerie Buchholz, Berlin (2012), Raven Row (2011), Portikus, Frankfurt am Main (2010), Galerie Meyer Kainer, Wien (2010), New Museum of Contemporary Art, New York (2009), Bonner Kunstverein, Bonn (2009), Hammer Museum, Los Angeles (2007), Witte de With Center for Contemporary Art, Rotterdam (2006), Galerie Buchholz, Köln (2006), Richard Telles Fine Art, Los Angeles (2005), Galerie Meyer Kainer, Wien (2004), Mumok – Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien (2003), Richard Telles Fine Art, Los Angeles (2002), Grazer Kunstverein (2001).
Gruppenausstellungen (Auswahl): Haubrok Foundation (2023), Made in L.A. Biennial, Hammer Museum / Huntington Museum, Los Angeles (2021), Mumok – Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien (2021), Kunsthalle Bern (2020), Yuz Museum, Shanghai (2019), Liverpool Biennial (2018), Stedelijk Museum, Amsterdam (2018), Museum der Moderne, Salzburg (2017), Kunstverein Hamburg (2016), Sydney Biennial (2014), Busan Biennial (2012), Stedelijk Museum, Amsterdam (2012), Centro Andaluz de Arte Contemporáneo, Seville (2008), Haubrok Foundation (2011), Museu d’Art Contemporani de Barcelona (2010), Galerie Václava Spály, Prag (2009), Yokohama Triennale (2008), MOCA / The Geffen Contemporary, Los Angeles (2008), Sala Rekalde, Bilbao (2007), Whitney Biennial, Whitney Museum of American Art, New York (2006), Haus der Kunst, München (2005), Generali Foundation, Wien (2005), Berlin Biennale, Kunstwerke Berlin (2004), Frankfurter Kunstverein (2003).
Pier Paolo Pasolini
war ein italienischer Filmregisseur, Dichter und Publizist.
Filmografie (Auswahl): Accattone – Wer nie sein Brot mit Tränen aß (1961), Mamma Roma (1962), Ortsbesichtigungen in Palästina (1963), Gastmahl der Liebe (1964), Das 1. Evangelium – Matthäus (1964), Große Vögel, kleine Vögel (1966), Hexen von heute (1967), Edipo Re – Bett der Gewalt (1967), Teorema – Geometrie der Liebe (1968), Liebe und Zorn (1969), der Schweinestall (1969), Medea (1969), Decameron (1971), Der 12. Dezember (1971), Pasolinis tolldreiste Geschichten (1972), Erotische Geschichten aus 1001 Nacht (1974), Die Mauern von Sana’a (1971 – 74), Die 120 Tage von Sodom (1975).