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Sandro Droschl
Kuratorenführung zu Mathias Poledna 

Ausstellungsrundgang 

Sandro Droschl, Direktor HALLE FÜR KUNST Steiermark

© Markus Krottedorfer

Mathias Poledna ist einer der wesentlichen österreichischen Künstler, der neben zahlreichen Ausstellungen in renommierten internationalen Institutionen auch den österreichischen Pavillon auf der 55. Biennale in Venedig bespielte. Diese perfekt in die modernistsische Architektur des Hoffmann-Pavillons eingepasste Präsentation war insoferne für seinen künstlerischen Ansatz symptomatisch, da sie mit hohem Aufwand und unter Beteiligung zahlreicher Professionist:innen ein filmisches Werk schuf, das Film als solches, seine spezifischen Qualitäten und Bedingungen, seine Geschichte und schließlich seinen Reiz für die Kunst zeigte, und die so schwer gut bespielbare Lücke zwischen Konzept und ihre Darstellung nonchalant und kraftvoll füllte, – und das mit einem Animationsfilm von Vögelchen, die reizend wie fröhlich zirbten. Der Film wurde wie in Zeiten der Hochblüte des Filmes von Skript, Drehbuch bis in der Umsetzung perfekt realisiert und von Hollywoodveteranen in unzähligen Stunden per Hand gezeichnet und mit eigens eingespielter Filmmusik unterlegt. Die Schlichtheit des Films provozierte so manche, andere sahen den künstlerischen Zugang, den Apparat des Films, die Architektur, das Handwerk, sahen Moderne wie Gegenwart, sahen Kultur und Kunst, und den Film. Ebenso geteilt waren die Reaktionen.

Sandro Droschl kennt Mathias Poledna seit ihrer gemeinsamen Studienzeit an der Universität für Angewandte Kunst, der für ihn bereits als Student ein geschätzter Gesprächspartner war. Erfreulicherweise blieben sie über all die Jahre in Kontakt, und so kam 2018 die Idee auf, an einer Ausstellung zu arbeiten. Gut Ding braucht Weile, aber nun ist es – wiederum abgestimmt mit der modernistischen Architektur des Pavillons – gelungen, nicht nur ein präzise abgestimmtes Setting aus unterschiedlichen Arbeiten, sondern auch einen neuen Film zu produzieren. Poledna präsentiert zentral eine im Sommer dieses Jahres in Los Angeles produzierte filmische Arbeit, My Favorite Shop, die neben anderen Arbeiten sein Werk nicht nur in einen neuen Kontext setzt, sondern gewissermaßen als eine Retrospektive seiner vielschichtigen Praxis gedacht werden können.

Architektur spielt dabei eine wesentliche Rolle und ist insoferne in einem allgemeineren, gestalterischen, aber auch strukturellen Zusammenhang zu verstehen. Sie kann als Ausgangspunkt eines Ausstellungsprojektes mit Mathias Poledna gesehen werden: Denn neben den baulichen Gegebenheiten des Gebäudes und den Anforderungen eines Ausstellungshauses, um Kunst bestmöglich ausstellen zu können, wie räumliche Gestaltung und ihr Gefüge, die Raumhöhen, Sichtachsen, Lichtführung, geht es auch um institutionelle Belange, wie Organisation, Struktur, Programmatik und ihre Darstellung ineinander greifen. Anbetracht dessen ist es kein Wunder, dass so ein Projekt einen längeren Vorlauf benötigt, und die Bereitschaft, die eigene Arbeit nicht nur zu hinterfragen, sondern dem Künstler den Rückhalt zu geben, die Möglichkeiten institutionellen Arbeitens in seinem Sinne zu nützen. Metaphorisch und auch ein wenig praktisch gesprochen bleibt insoferene fast kein Stein auf dem anderen, aber es hat sich gezeigt, dass alle Steine schließlich wieder ihren Platz finden, und ein paar neue, funkelnde Steine derart dazukommen, als wären sie schon immer da gewesen. Insoferne spielen auch die Folgen von Institutional Critique, Konzept- und Kontext-Kunst eine Rolle.

In einem gemeinsamen Rundgang wird Sandro Droschl in die aktuelle Ausstellung einführen und über seinen persönlichen Zugang zum Werk von Mathias Poledna sprechen. Dabei wird er nicht nur die einzelnen Arbeiten und zentralen Thematiken der aktuellen Ausstellung erörtern, sondern auch wie diese sich in die Genealogie von Polednas künstlerischer Praxis verorten läßt.

Künstler:innen

Teilnehmende Künstler:innen

Sandro Droschl

*1970 Graz, lebt in Graz

ist Gründungsdirektor und Kurator der Institution HALLE FÜR KUNST Steiermark. Von 2012 bis 2020 leitete er das Künstlerhaus, Halle für Kunst & Medien. Seit 2000 arbeitete er als Kurator, dann auch als Leiter für den Kunstverein Medienturm, Graz, daneben als Gastkurator an anderen Institutionen. Er kuratierte zahlreiche Ausstellungen zeitgenössischer Kunst und gab über 30 Publikationen heraus. Droschl machte ein Studium Irregulare, Körper. Medien. Kunst“, mit Kunst (Isabelle Graw, Freie Klasse), Philosophie, Publizistik und Medizin an der Universität für Angewandte Kunst Wien, Universität Wien und der London Guildhall University.

Mathias Poledna

(*1965 Wien, lebt in Los Angeles)

Einzelausstellungen (Auswahl): Galerie Buchholz, Köln (2022), Galerie Buchholz, New York (2020), The Renaissance Society, Chicago (2014), The Art Institute of Chicago (2014), 55. Bienniale di Venezia, Österreichischer Pavilion (2013), Secession, Wien (2013), Galerie Buchholz, Berlin (2012), Raven Row (2011), Portikus, Frankfurt am Main (2010), Galerie Meyer Kainer, Wien (2010), New Museum of Contemporary Art, New York (2009), Bonner Kunstverein, Bonn (2009), Hammer Museum, Los Angeles (2007), Witte de With Center for Contemporary Art, Rotterdam (2006), Galerie Buchholz, Köln (2006), Richard Telles Fine Art, Los Angeles (2005), Galerie Meyer Kainer, Wien (2004), Mumok – Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien (2003), Richard Telles Fine Art, Los Angeles (2002), Grazer Kunstverein (2001).

Gruppenausstellungen (Auswahl): Haubrok Foundation (2023), Made in L.A. Biennial, Hammer Museum / Huntington Museum, Los Angeles (2021), Mumok – Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien (2021), Kunsthalle Bern (2020), Yuz Museum, Shanghai (2019), Liverpool Biennial (2018), Stedelijk Museum, Amsterdam (2018), Museum der Moderne, Salzburg (2017), Kunstverein Hamburg (2016), Sydney Biennial (2014), Busan Biennial (2012), Stedelijk Museum, Amsterdam (2012), Centro Andaluz de Arte Contemporáneo, Seville (2008), Haubrok Foundation (2011), Museu d’Art Contemporani de Barcelona (2010), Galerie Václava Spály, Prag (2009), Yokohama Triennale (2008), MOCA / The Geffen Contemporary, Los Angeles (2008), Sala Rekalde, Bilbao (2007), Whitney Biennial, Whitney Museum of American Art, New York (2006), Haus der Kunst, München (2005), Generali Foundation, Wien (2005), Berlin Biennale, Kunstwerke Berlin (2004), Frankfurter Kunstverein (2003).

Sandro Droschl, Direktor HALLE FÜR KUNST Steiermark

© Markus Krottedorfer