Zum Inhalt springen

Spezialrundgang steirischer herbst

Vermittlung 

Ausstellungsrundgang 

im Kontext von steirischer herbst 21

Grafik: Grupa Ee

Vom Foyer ausgehend findet ein Spezialrundgang im Rahmen des steirischen herbstes zu den beiden Ausstellungen statt. Die HALLE FÜR KUNST Steiermark möchte an gesellschaftlichen Themen im Ausstellungsraum anknüpfen, die mit der Black Lives Matter-Bewegung erneut an Dringlichkeit gewonnen haben. Die Ausstellungen von Doreen Garner und Kevin Jerome Everson richten somit aktuell die Aufmerksamkeit auf das künstlerische Schaffen zweier afroamerikanischer Künstler_innen.

In den experimentellen Filmarbeiten von Kevin Jerome Everson stehen schwarze Personen im Vordergrund, die oft als Teil ihrer Arbeitskultur und bei der Verrichtung alltäglicher Tätigkeiten gezeigt werden. Dabei vermeidet der Künstler und Filmemacher eindeutige Situationen und vorschnelle Beurteilungen von Menschen. Der Fokus liegt auf einem fragenden und suchenden Blick, der die Grenzen und Freiheiten schwarzer Lebenswelten auslotet. Die Filmarbeiten von Everson erschöpfen sich aber keinesfalls im Dokumentarischen. Durch seinen präzisen Umgang mit formellen Techniken des Mediums Film nähert sich der Künstler der Abstraktion und lässt seine Arbeiten als selbstreferenzielle Werke in Erscheinung treten. Die Filme von Everson werfen verschiedene Fragen auf, welchen wir zusammen nachgehen wollen: Aus welcher spezifischen Perspektive betrachten wir die Welt? Und worin könnte eine Form des Sehens bestehen, die dem Blickwinkel der Ausstellung gerecht wird?“

Auf der zweiten Ebene ist eine Ausstellung von Doreen Garner zu sehen, in der skulpturale Arbeiten der jungen New Yorker Künstlerin gezeigt werden. Garner bringt in ihren Werken die Auswirkungen von Kolonialismus und Rassismus zum Ausdruck und wendet sich hierfür den problematischen Beziehungen zwischen Rasse“ und dem medizinischen System in Amerika zu. Ihr besonderes Augenmerk gilt der Ausbeutung schwarzer Sklav_​innen im 18. und 19. Jahrhundert, deren Körper im Namen des Fortschritts durch medizinische Experimente missbraucht wurden. Ihre skulpturalen Arbeiten ähneln Körperfragmenten und Fleischstücken und offenbaren zerklüftete Oberflächen und Verwundungen, gleichzeitig schmückt und überhöht sie den geschundenen Körper durch Perlen und raffiniert arrangierte Wertsachen. Unzweifelhaft erfahren viele Menschen Leid, doch die durch Rassismus vorgenommene Ausgliederung des schwarzen Körpers aus dem Bereich des Menschlichen weist noch einmal eine eigene Dimension auf. Die Ausstellung von Doreen Garner lässt uns bewusst werden, wie geschichtliche Ereignisse und Institutionen im Rassismus verwickelt sind – und wie man sich dagegen wehren kann.

Grafik: Grupa Ee