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The European Dream
Rose-Anne Gush 

Performance 

Kollaboration mit IZK, Technische Universität Graz

Apparatus. Sammlung der Universität Graz.

Foto: HK

Während mit Ende der 1980er-Jahre die postmoderne Wende proklamiert wurde und sich die Auffassung verbreitete, dass Werte wie Ambiguität, Vielstimmigkeit und Differenz zu gesellschaftlichen Leitbildern avancieren, scheint sich die Lage nunmehr dramatisch verändert zu haben. Seit einiger Zeit lässt sich ein erneuter Aufschwung großer ideologischer Erzählungen beobachten, was nicht zuletzt durch die Wahl von Donald Trump und das Erstarken rechtsnationalistischer Parteien offensichtlich wurde. Unter Anbetracht des Wiederauflebens alter sozialer Ungleichheiten in neuer Form und den damit einhergehenden politischen Entwicklungen scheint eine kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Ideologien dringend notwendig. 

The European Dream ist eine kollaborativ verfasste Reading Performance, die von Rose-Anne Gush und ihren Studierenden am Institut für zeitgenössiche Kunst der TU Graz entwickelt wurde. Die Performance soll ein künstlerisches Instrument darstellen, mit dessen Hilfe der Frage nach den ideologischen Kräften nachgegangen wird, die unser heutiges Europa entscheidend prägen. Aber was soll das überhaupt heißen, unser Europa“? In welcher Gesellschaft leben wir und wie lassen sich verschiedene Sprecher_​innenpositionen überhaupt zusammen denken? Ideologie existiert in vielen Formen und beinhaltet Glaubenssätze, Bilder und Werte, die aus einem neutralen Standpunkt heraus nie absolut zu betrachten sind, aber dazu tendieren, als universell dargestellt zu werden. Die Performance untersucht verschiedene Formen der Mediatisierung von Ideologie und beschäftigt sich mit den damit einhergehenden Strategien der Repräsentation, der Inversion und Projektion. Die Strategien des künstlerischen Ausdrucks werden dabei in Wechselverhältnis mit der Architektur des Hauses treten, die aus der Spät-Moderne kommend klassizistische Anklänge hat und für die Ausstellung Europa: Antike Zukunft an einigen Stellen ironisch betont wurde. Dabei wird unter anderem reflektiert, wie auch die Architektur ein scheinbar naturalisiertes System von Werten und Glaubenssätzen herstellt, was diese im Laufe der Architekturgeschichte (Postmoderne, Living in Las Vegas) immer wieder unterlaufen hat. 

Rose-Anne Gush ist Assistant-Professorin am Institut für zeitgenössischen Kunst der Technischen Universität Graz. Ihr Forschungsinteresse beinhaltet unter anderem Theorien globaler Kunst”, die Rolle von Raumpolitik und Architektur innerhalb der kapitalistischen Systemlogik und die Beziehungen zwischen Kolonialismus, Faschismus und Kapitalismus. In ihren Lehr- und Forschungstätigkeiten verfolgt sie einen antirassistischen, feministischen und emanzipatorischen Ansatz. Derzeit schreibt sie an ihrem ersten Buch, Artistic Labour of the Body, das die Rolle des Körpers in der Kunst und Literatur der Nachkriegszeit innerhalb Adornos Ästhetischer Theorie thematisiert. Gush ist Theoretikerin und Autorin wissenschaftlicher Texte, die unter anderem in Kunst und Politik: Jahrbuch der Guernica-Gesellschaft (2020), Third Text (2019), Performance Research (2018), Objects of Feminism (Helsinki, 2017) und AWARE (2017) veröffentlicht wurden.

Mit Arzu Alioğlu, Nicole Antunovic, Gagandeep Bhatti, Rose-Anne Gush, Elsa Karvanen, Budour Khalil, Alena Viola Köstl, Anastasiia Kutsova, Abdelrahman Elbashir, Farnoosh Namaziyan, Sali Ren, Ana Patrícia Silva Varão Moreira und Unterstützung von Christina Chalmers und Federico Campagna

Apparatus. Sammlung der Universität Graz.

Foto: HK