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Mimesis und die Mythen von Europa
Annetta Alexandridis & Verity Platt 

Vortrag (Online)

Antiken Sammlung der Universität Graz

Foto: HK

Im Rahmen der aktuellen Ausstellung Europa: Antike Zukunft in der HALLE FÜR KUNST Steiermark wenden Verity Platt und Annetta Alexandridis gemeinsam den Blick auf die Praxis ausgesuchter zeitgenössischer Künstler_​innen, die sich in ihrem Werk inhaltlich als auch stilistisch auf die griechisch-römischen Antiken beziehen und deren Arbeiten Zeugnisse von analytisch-kritischer als auch subversiver Perspektiven auf diese bedeutenden kulturgeschichtlichen Phase sind.

Zum Einstieg wird Alexandridis einen Überblick zum Konzept der Mimesis (nachahmende Darstellung) in der griechisch-römischen Antike geben und dabei im Besonderen den Fokus auf feministische Theorien in Bezug auf den Mythos und das Sujet der Europa legen.

Platt beleuchtet den Begriff der Mimesis in einem Kurzvortrag zum Einfluss antiker Reproduktionstechniken, die für multiple Bronzeserien und Gipsabgüsse verwendet wurden, auf die damalige Kunst, und gibt einen Ausblick auf die heutigen Techniken wie digitale Bildbearbeitung und 3D-Druckverfahren. Gemeinsam werden beide Gäste schließlich über die Bezugnahme zeitgenössischer Künstler_​innen auf antike Werke und dabei vor allem über spezifische Arbeiten von u.a. Louise Lawler und Sara VanDerBeek sprechen, denen ein institutionskritischer Impetus zu Grunde liegt. In Ergänzung dazu werden Strategien der Subversion diskutiert, wenn es sich um die Praktiken der schwarzen Künstlerinnen Kehinde Wiley und Kara Walker dreht, die sich in ihren Arbeiten u.a. mit dem Einfluss des Klassizismus auf die Konstruktion einer westlich-europäischen Identität auseinandersetzen. Der zeitgenössisch-kritische Zugang beider angesehener Wissenschaftlerinnen soll einen Anstoß geben über das politische Erbe der Antike, ihre Modi der Repräsentation und staatlichen Macht, nachzudenken.

Annetta Alexandridis ist außerordentliche Professorin am Institut für Kunstgeschichte und Klassische Philologie an der Cornell University. Ihren MA und PhD in Klassischer Archäologie erhielt sie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Ihre Forschungen und Publikationen konzentrieren sich auf die Darstellung des Körpers – menschlich und tierisch – in der griechischen und römischen Antike, die Ikonographie des griechischen Mythos, römische Frauenporträts, römische Grabkultur, die moderne Rezeption und Historiographie antiker Kunst sowie die Medien der Archäologie, insbesondere Fotografien und Gipsabgüsse. Sie ist auch Mitglied der Harvard-Cornell Archäologischen Erkundung von Sardis in der Türkei. Bevor sie nach Cornell kam, lehrte sie an der Universität Rostock und arbeitete an der Antikensammlung Berlin. Sie war Stipendiatin des Harvard Center for Hellenic Studies in Washington, D.C. und der Cornell Society for the Humanities.

Prof. Dr. Verity Platt (lebt in Ithaca, New York) arbeitet ebenfalls an der Cornell Universität, New York am Institut für Klassische Philologie und Kunstgeschichte. Ihre Forschungen und Publikationen konzentrieren sich auf antike Theorien der Repräsentation und Sinneswahrnehmung; Medien und Intermedialität; die Historiographie der antiken Kunst (insbesondere Plinius der Ältere) und griechische Literatur im Römischen Reich. Zuvor lehrte sie an der University of Chicago und erhielt ihren PHD in Klassischer Philologie von der Universität Oxford, wie auch ein Post-Doc-Forschungsstipendium. Sie war Stipendiatin am Institute of Advanced Study (Princeton), am Franke Institute for the Humanities (University of Chicago), an der Society for the Humanities (Cornell) und am Atkinson Center for a Sustainable Future (Cornell).

Antiken Sammlung der Universität Graz

Foto: HK