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Give Rise to Billy Bultheel & Viviana Abelson
UNTER KAMMERMUSIK 

Video

Der Videobeitrag zeigt Szenen aus der 2. Ausgabe der Performancereihe Give Rise to mit dem Titel UNTER KAMMERMUSIK (2021). Die Performance wurde zusammen mit dem belgischen Künstler Billy Bultheel und der argentinischen Künstlerin Viviana Abelson realisiert und fand in Kooperation mit dem Landeszeughaus, Graz statt.

Für UNTER KAMMERMUSIK inszeniert Bultheel gemeinsam mit drei Performer_​innen und in Verwendung von neu angefertigten Instrumenten Abelsons eine zeitgenössische Version eines Kammermusikkonzertes. Die Wahl für diese spezifische Form des Konzertes entstand in Reflexion über die symbolische Bedeutung der Architektur des Landeszeughauses. Die Entwicklung der Kammermusik geht mit jener des sogenannten Musikzimmers“ einher: Ab der frühen Neuzeit entstanden diese besonderen Räume in Wohnhäusern einer vermögenden bürgerlichen Elite, in welchen Konzerte im intimen Rahmen stattfanden. Die Art der Architektur, Größe und Ausstattung der Musikzimmer wurden zu Indikatoren für den Wohlstand ihrer Erbauer_​innen. In das immaterielle Wesen der Musik schrieb sich so ein konkreter ökonomischer Wert ein.

Die Performance zeichnet sich durch eine konzeptuelle Gegenüberstellung und Verbindung von Architektur, Infrastruktur und Ökonomie aus. UNTER KAMMERMUSIK zählt zu einer Reihe an Projekten in denen sich Bultheel der Verbindung von Kriegsgeschehen und Musik widmet. Durch die technologische Entwicklung von Pfeifen, Ventilen und Glocken wurde es beispielweise möglich in Territorien einzudringen, die außerhalb des Sehfeldes waren. Durch die Komposition von immersiven Partituren und experimentellen Soundscapes erweckt Bultheel die Körper, die ursprünglich als Vehikel des Kriegs dienten, wieder zum Leben. Hierfür aktiviert er in UNTER KAMMERMUSIK die Körper der Performer_​innen, die sich Instrumente spielend durch die schmalen und dunklen Gänge der historischen Architektur bewegen um eine intime akustische Umgebung zu schaffen, in der ein Nachdenken über Verwundbarkeit und Resilienz, Dunkelheit und Licht, Vergangenheit und Gegenwart möglich wird.

Video: kunst​-doku​men​ta​ti​on​.com

Künstler*innen

Teilnehmende Künstler*innen

Billy Bultheel

*1987 Brüssel, lebt in Berlin

begann 2013 seine Zusammenarbeit mit der Künstlerin Anne Imhof und wurde ein wesentlicher Teil ihrer Gruppe engster Mitarbeiter. Bultheel war an frühen Arbeiten wie School of the Seven Bells, Parade, Deal, und Rage beteiligt, die weltweit in Museen wie PS1, New York; Palais de Tokyo, Paris; Centre Pompidou, Paris; Liste Basel; Basel gezeigt wurden.

2016 schrieb Bultheel die Musik für Imhofs wild umjubelte Oper ANGST, die in der Kunsthalle Basel, Basel; im Hamburger Bahnhof, Berlin; und im MAC Montréal, Montréal, aufgeführt wurde. 2017 komponierte und produzierte Bultheel auf Einladung von Susanne Pfeffer für den Deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig die Musik für Imhofs Performance FAUST, die den Goldenen Löwen für die beste nationale Beteiligung gewann. 2018 führte Bultheel seine Praktiken der Performance und Komposition in großen Performance-Installationen zusammen. Er verwandelt ganze architektonische Komplexe in Musikinstrumente und nutzt die Performance, um diese Instrumente mit choreografierter Bewegung zu aktivieren. Jüngste Arbeiten sind The Minutes of Olomouc (2020), When Doves Cry (2019) und Signs of Invasion (2018), letztere fanden im Schinkel-Pavillon in Berlin statt.
 

Viviana Abelson

*1985 Buenos Aires, lebt in Frankfurt am Main

studierte zunächst an der Buenos Aires University, bevor sie an die Universität der Künste in Berlin (Contemporary Photography Class) und danach an die Hochschule für Bildende Künste-Städelschule in Frankfurt am Main wechselte. Ihre Installationen und Skulpturen sind von Gegensätzen geprägt. Starre Formen und elastische Materialien treten in spannungsreiche Verbindungen. Die Arbeiten thematisieren die unsichtbaren, machtausübenden Kräfte, die auf uns in einem größeren sozialen Kontext einwirken.

Die Argentinierin hatte Ausstellungen im Nassauischen Kunstverein, Wiesbaden; Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Main; Cine Olido, São Paulo; Benaki Museum, Athen; Museu d’Art de Cerdanvola, LOOp Top 10, Barcelona.

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