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Irina Lotarevich

Housing Anxiety 6, 2022

Aluminium, Schlösser, Schlüssel, Edelstahlschrauben
96,8 × 150,3 × 7 cm

Courtesy die Künstlerin

Die bildhauerische Praxis von Irina Lotarevich ist geprägt von der Überschneidung ihrer eigenen subjektiven Erfahrung mit größeren Systemen. Sie arbeitet mit Holz, Metall und Gusstechniken, wobei sie häufig sowohl hochwertige als auch minderwertige oder entwertete Materialien mit ausgefeilten Fertigungstechniken und einer Sensibilität für den Aufbau räumlicher Erzählungen kombiniert. Lotarevich verwebt auch ihr eigenes Schreiben und den Gebrauch von Sprache in ihre Arbeit. Die minimalen und doch komplexen und spezifischen Formen ihrer Skulpturen verweisen auf Architektur, Bürokratie, Arbeit und Teile ihres Körpers.

Die Serie Housing Anxiety, für die die Künstlerin eigens für die Ausstellung Systems of Belief eine neue großformatige Arbeit Housing Anxiety 6 (2022) angefertigt hat, entstand im vergangenen Jahr inmitten der Pandemie. Wie der Titel schon verrät reflektiert die Serie die Angst rund um das Wohnen, in Verbindung mit einem immer prekärer werdenden Wohnungsmarkt. Die von Lotarevich aus Aluminium und Türschlössern selbst gefertigten Objekte orientieren sich in ihrer formalen Prägung etwa an Wohnungsgrundrissen mit unterschiedlich großen Räumen. In die jeweiligen Flächen der Objekte sind in einem strikten Neben- und Untereinander Schlösser eingelassen, die ein Raster entstehen lassen. An den Rändern der Objekte finden sich ebenfalls jene Schlösser, in denen nun aber Schlüssel stecken. An der Oberkante der Arbeiten befindet sich jeweils auch immer ein Griff, sodass die Objekte an Schubladen erinnern. In ihrer strikten Anordnung und Logik erwecken die Werke, die flach an der Wand präsentiert werden, aber auch Ähnlichkeiten zu den Strukturen von Festplatten oder Servern. Die Schlösser und Schlüssel öffnen durch diese analoge Betrachtungsweise so virtuelle Daten, Pfade und Räume.

Als bisher größte Arbeit der Serie orientieren sich die Maße von Housing Anxiety 6 (2022) an den Dimensionen eines 65 Zoll Flachbildschirms. Auch durch diese formale Entscheidung verstärkt die Künstlerin die symbolische Ebene der Arbeit, die umso mehr als eine Art analoge Repräsentation der digitalen Welt gelesen werden kann. Sie verhandelt so zwei Ebenen des Zugangs: einmal der zu Ressourcen und der zu Informationssystemen. In dieser Gegenüberstellung beider Sphären zeigt sich, dass wir auf analoge und digitale Ressourcen angewiesen sind und die Zugänge zu jenen immer entscheidender für unser alltägliches Leben geworden sind. Die Arbeit spürt dabei letztlich den Verbindungslinien zwischen diesen Sphären nach und wie sehr sie einander in Bezug auf gesellschaftliche Verteilungsmechanismen, technische Netzwerke und den Rückbezug auf individuell empfundene Angst innerhalb des gesellschaftlichen Systems durchdringen.

Housing Anxiety 6, 2022
Aluminium, Schlösser, Schlüssel, Edelstahlschrauben
96,8 × 150,3 × 7 cm
Courtesy die Künstlerin

Irina Lotarevich

*1991 Rybinsk, Russland, lebt in New York City und Wien

studierte an der Cornell University, am Hunter College und an der Akademie der bildenden Künste Wien. Die bildhauerische Praxis der Künstlerin ist geprägt von der Überschneidung ihrer eigenen subjektiven Erfahrung mit größeren Systemen. Sie arbeitet mit Holz, Metall und Gusstechniken, wobei sie häufig sowohl hochwertige als auch minderwertige oder entwertete Materialien mit ausgefeilten Fertigungstechniken und einer Sensibilität für den Aufbau räumlicher Erzählungen kombiniert. Lotarevich verwebt auch ihr eigenes Schreiben und den Gebrauch von Sprache in ihre Arbeit. Die minimalen und doch komplexen und spezifischen Formen ihrer Skulpturen verweisen auf Architektur, Bürokratie, Arbeit und Teile ihres Körpers.
Zu ihren jüngsten Einzel- und Duoausstellungen gehören: Refinery, SOPHIE TAPPEINER, Wien (2020); Galvanic Couple, FUTURA Centre for Contemporary Art, Prag (2019). Ihre Arbeiten waren kürzlich in den folgenden Gruppenausstellungen zu sehen: Salzburger Kunstverein, Salzburg; Kunstverein Bielefeld, Bielefeld; MAK Biennale for Change, Museum für angewandte Kunst, Wien; Metal Machine Music, Lissabon; Louis Reed, New York City; Loggia, Wien, u. a.