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Jordan Belson

Chakra, 1972

16mm-Film, überspielt auf HD-Video
Filmstill, 5:23 Min.

Restauriert und Courtesy Center for Visual Music, Los Angeles

Bestimmte Phänomene schaffen es, einen Bereich unseres Bewusstseins zu berühren, der so selten erreicht wird, dass wir schockiert und zutiefst bewegt sind, wenn er geweckt wird. Es ist eine Erfahrung der Selbstverwirklichung, ebenso wie eine Begegnung mit der Außenwelt. Die kosmischen Filme von Jordan Belson verfügen über diese seltene und rätselhafte Kraft”, schrieb Gene Youngblood, ein herausragender Medienkunst-Theoretiker und Kritiker in seinem Buch Expanded Cinema (1970). 

Jordan Belson zählt zu den wegweisenden Figuren des Avantgarde-Kinos des 20. Jahrhunderts. Ursprünglich aus Chicago stammend, ließ er sich in der San Francisco Bay Area nieder und studierte Malerei an der University of California, Berkeley. In den späten 1940er-Jahren begann Belson Filme zu drehen. In den frühen 1950er-Jahren experimentierte er mit Halluzinogenen und widmete sich der Meditation und einer strengen Yogadisziplin, um sein Bewusstsein zu erweitern, was zu Filmen führte, die streng kontrollierte, aber oft ekstatische Übertragungen eines befreiten geistigen Auges waren. Trotz seines Mystizismus war Belson der Wissenschaft zutiefst verpflichtet. Seine technische Beherrschung von Farbe und Licht kommt in seinen Filmen vollkommen zur Geltung. 

Zu Beginn seiner Arbeit mit dem Medium Film bemalte er Papierrollen von Hand mit Aquarell- und Gouache-Farben und fotografierte jedes Bild, um animierte Sequenzen zu schaffen. Später wandte der Künstler verschiedene andere Techniken an. In den 1970er-Jahren wurden einige seiner Filme mit Hilfe eines speziellen von ihm eigens konstruierten Apparats gedreht, der im Wesentlichen aus einem Sperrholzrahmen, der einen alten Röntgenständer mit Drehtischen umfasste, als auch Motoren mit variabler Geschwindigkeit und Licht mit variabler Intensität. In einigen seiner Filme spielt der Ton eine wichtige Rolle, so auch in Chakra (1972), der in der Ausstellung zu sehen ist. Der Ton ist oft so sehr in die Bilder integriert, dass man, wie Belson sagt, nicht weiß, ob man ihn sieht oder hört“. Seine Filme könnten als Wiedergabe synästhetischer Erfahrungen gelten, in denen die Kopplung zwischen Bild und Sound den Eindruck einer transzendenten Erfahrung erwecken. Die Arbeit Chakra deutet dies bereits im Titel an. Die Chakren-Lehre ist eine traditionelle Theorie über verschiedene Energiezentren des Körpers, die unter anderem im Yoga, tantrischen Hinduismus oder esoterischen Bewegungen ihre Anwendung findet. Klassischerweise geht man von sieben verschiedene Chakren aus. Belson versucht in seinem Film diese verschiedenen Energien jenseits ihrer traditionellen Ikonographie (Blätter bzw. den Lotus) zu transferieren. Hierbei arbeitet sich der Film vom Wurzel-Chakra (1.) zum Kronenchakra (7.) nach oben. Die Leserichtung führt also vom Körperlichen beziehungsweise über das Körperliche hin zur Transzendenz. Belson hinterließ ein einzigartiges Werk, das durch die Freude am Experimentieren und unkonventionelle Techniken geprägt ist, sodass er heute zu den wichtigsten Positionen des Avantgarde-Kinos des letzten Jahrhunderts gehört. 

Nachdem Jordan Belson (*1926 Chicago, †2011 San Francisco) in den 1940er-Jahren Malerei studiert hatte, wandte er sich dem Medium Film zu und drehte insgesamt über dreißig Filme. Dabei begann er sich mit verschiedenen kulturellen, spirituellen und religiösen Bezugssystemen auseinanderzusetzen. Zu seinen vielfältigen Einflüssen gehören Yoga, östliche Philosophien und Mystik, Astronomie, klassische romantische Musik, Alchemie, Jung, gegenstandslose Kunst, Mandalas und vieles mehr“, schreibt Cindy Keefer, 2008. Seine Filme wurden unter anderem in der Tate Modern in London; im San Francisco Museum of Modern Art; im Whitney Museum in New York; im Centre Pompidou in Paris gezeigt.


Chakra, 1972
16mm-Film, überspielt auf HD-Video, Farbe, Ton, 5:23 Min.
Restauriert und Courtesy Center for Visual Music, Los Angeles

Jordan Belson

*1926 Chicago, †2011 San Francisco

studierte in den 1940er-Jahren Malerei, und wandte sich danach dem Medium Film zu, er drehte insgesamt über dreißig Filme. Dabei begann er, sich mit verschiedenen kulturellen, spirituellen und religiösen Bezugssystemen auseinanderzusetzen. Zu seinen vielfältigen Einflüssen gehören Yoga, östliche Philosophien und Mystik, Astronomie, klassische romantische Musik, Alchemie, Jung, gegenstandslose Kunst, Mandalas und vieles mehr“, schrieb Cindy Keefer, 2008. Seine Filme wurden unter anderem in der Tate Modern in London; im San Francisco Museum of Modern Art; im Whitney Museum in New York; im Centre Pompidou in Paris gezeigt.