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Harm van den Dorpel

Harm van den Dorpel, Markov’s Dream, 2022
Keta

aus einer Serie von 32 generativen Animationen
Geminted als ERC-721 NFT, auf quadratischem EIZO Bildschirm

Courtesy der Künstler & Upstream Gallery, Amsterdam

Harm van den Dorpel interessiert sich als Künstler für neu-entstehende Ästhetiken, Sprachen und Technologien. Dies umfasst verschiedenste digitale Praktiken, wie das Programmieren und Nutzen von Algorithmen, Coding, Webseiten oder Software sowie Schnittstellen von Genetik und Technologie, oder die Blockchain. Der Ausstellungsraum ist dabei für ihn nur einer der Orte an denen seine Arbeiten stattfinden können; sie sind in der Regel nicht auf ihn angewiesen und können auch im Internet stattfinden.

Die Serie Markovs Dream (2022) besteht aus insgesamt 32 verschiedenen generativen Animationen, die über ihre Programmierungen kontinuierlich ihre Form verändern und keine Sequenzen wiederholen. Der Titel der Reihe bezieht sich auf Andrey Markov, einen Mathematiker, der sich für Zufälligkeiten interessierte. Im Jargon der Wahrscheinlichkeitstheorie wird ein mathematisches Objekt, das durch eine Reihe von Zufallsvariablen definiert ist, als stochastischer Prozess“ bezeichnet. Markov interessierte sich für die Frage, wie viel man über einen stochastischen Prozess wissen kann, und entwickelte im Rahmen seiner Forschungen ein Modell, das wir heute als Markov-Prozess“ bezeichnen – manche sprechen auch von einer Markov-Kette“. Der Markov-Prozess“ untersucht den Zustand eines Systems zu einem bestimmten Zeitpunkt und versucht, den nächsten Zustand dieses Systems auf der Grundlage bestehender Beziehungen zu prognostizieren. Entscheidend ist, dass der Markov-Prozess frühere Zustände ignoriert; nur der aktuelle Zustand ist von Bedeutung, und daher werden Markov-Prozesse oft als gedächtnislos“ bezeichnet, da sie sich nur mit der Gegenwart befassen.

Ähnlich gedächtnislos sind die Animationen der Serie Markovs Dream. Sie bewegen sich immer wieder von neuem ohne je einen festen Endpunkt zu haben oder an vorherige Bewegungen im Sinne eines Musters anzuknüpfen. Man kann durch die Programmierung lediglich grundlegende Strukturen oder Farbmuster festlegen. Sie alle verbindet ein ähnlicher Aufbau: Die meisten Strukturen sind rund und organisch, dabei erinnern sie oft an Zellen bzw. Zellkerne. Alle werden durch eine quadratische Fläche mit abgerundeten Ecken gerahmt. Jeder Token innerhalb der Serie hat einen eigenen Titel, die als Gruppe verschiedene Bezüge zur Gegenwartskultur herstellen. In der Ausstellung werden insgesamt vier Animationen gezeigt. Sie beziehen sich wie sich im Titel ablesen lässt auf Keta (ein Slang Begriff für die Droge Ketamine), Softenon (ein Label, unter dem der Wirkstoff Thalidomid als Schlafmittel vertrieben wird), Hedphelym (ein Songtitel aus den Ambient Works des Electronica-Stars Aphex Twin) oder Orb (ein Begriff für geisterhafte Flecken auf Fotos, der auch in der Esoterik eine Rolle spielt). Allein an der Auswahl, der vier in der Ausstellung gezeigten NFTs lässt sich ablesen, dass den Künstler hier auch bestimmte Zustände interessieren, die unsere Sicht auf die Welt verändern können. Die technisch erzeugten Bilder führen ein Eigenleben, das wir eher aus natürlichen Systemen gewohnt sind.

Markov’s Dream, 2022
Softenon (II); Hedphelym; Orb; Keta
Vier aus einer Serie von 32 generativen Animationen
Geminted als ERC-721 NFT, auf quadratischem EIZO Bildschirm 
Courtesy der Künstler & Collection Hammerline; Collection Abosch; Collection Frans van Akkerveeken; Upstream Gallery, Amsterdam

Harm van den Dorpel

*1981, Zaandam, lebt in Berlin

ist ein Künstler, der sich der Entdeckung einer aufstrebenden Ästhetik widmet, indem er Software und Sprache komponiert und dabei Anleihen bei so unterschiedlichen Bereichen wie Genetik und Blockchain macht. Außerdem ist er Mitbegründer der inzwischen geschlossenen left gallery. Seine Arbeiten wurden in der Ausstellung Free im New Museum in New York und in der Überblicksausstellung Post-Internet Art im Ullens Center for Contemporary Art gezeigt. Seine Arbeiten wurden kürzlich bei Takuro Someya Contemporary Art in Tokio; Nahmad Contemporary (NY); – kuratiert von Eleanor Cayre & Dean Kissick, Villa Schöningen, Potsdam und Galerie Rüdiger Schöttle gezeigt. Er wird von der Upstream Gallery, Amsterdam; und der Galerie Rüdiger Schöttle, München; vertreten.