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Antonia De La Luz Kašik

Zyklop (17), 2022

mit Andi Gruber, 16mm-Film, digitalisiert, 7 Min.
Filmstill

Courtesy die Künstlerin

In der Arbeit der Filmemacherin Antonia De La Luz Kašik spielt die Kamera als Apparat eine zentrale Rolle. Durch sie werden verschiedene Bildwelten miteinander verbunden oder ineinander gerückt. Dafür lotet sie technische Möglichkeiten von analoger Kamera und Filmmaterial aus. Anknüpfend an bestehende Arbeiten entwickelt die Künstlerin für die Teilnahme an Systems of Belief einen neuen Film, der sich an den Grenzen des Mediums bewegt.

An die 16mm-Filmkamera werden optische Hilfsmittel angebracht, welche zwischen Apparat und Außenwelt geschaltet sowohl die abgebildete Wirklichkeit transformieren, als auch selbst Teil des Bildes werden. Diese Vorgehensweise steht ganz klar in der Tradition des Experimentalfilms der 1970er-Jahre, der ein zentraler Bezugspunkt für die Ausstellung ist. Für ihre Arbeit greift De La Luz Kašik aber auch auf neuere technische Mittel zurück. Man muss sich die im Raum ebenfalls gezeigten Objekte dabei wie ein weiteres Objektiv vorstellen, das auf die Kamera gesteckt wird. Die Objekte sind mittels 3D-Druck entstanden und wurden in einem nachgelagerten Verfahren verspiegelt.

In ihrer Kombination mit der 16mm-Kamera entstehen kaleidoskopische Bildwelten, die den Blick spiegeln und abstrahieren. Das dabei entstehende Bild ist dabei nur bedingt steuer- und planbar. Man kann zwar in etwa planen, welche Spiegeleffekte eine bestimmte Form von Spiegel hervorruft, aber im Zusammenspiel mit verschiedenen Objekten können die Ergebnisse nicht näher vorhergesagt werden. Dies ergibt sich erst, wenn der analoge Film entwickelt worden ist. Erst im Schnitt hat die Künstlerin dann die Möglichkeit die Bilder zu sehen und mit ihnen weiter umzugehen. Grundsätzlich geht es dabei nicht um eine Narration, sondern vielmehr um Bezugsmöglichkeiten zwischen den einzelnen Einstellungen. Die Gegenstände werden nicht aufgrund ihrer Bedeutung gefilmt, die ihnen herkömmlicherweise zugeschrieben wird, sondern in erster Linie um ihrer Form willen. Entsprechend sind es Parameter wie Bildkomposition, Bewegung, Farbe, Licht und Rhythmus, die die Montagelogik des Films bestimmen. Die innere Logik dieses Vorgehen kann man als eine Art von System verstehen. Die Künstlerin folgt zwar intuitiv bestimmten Entscheidungen innerhalb des bildnerischen Prozesses, hat aber aus ihren bisherigen Erfahrungen mit dem Medium eine eigene Formensprache entwickelt, die sich historisch gut in die verschiedenen Phasen des Experimentalfilms einordnen ließe. Ähnlich wie die Pionier*innen des abstrakten Films und des späteren Experimentalfilms entwickelt Kašik ihre eigene Methodik das Kamerabild zu beeinflussen. Was früher in der Regel über bemalte Glasplatten, Apparaturen oder Eingriffe in das physische Filmmaterial funktioniert hat, wird bei ihr mittels verspiegelter 3D-Drucke erreicht. Der kaleidoskopische Effekt ist dabei eine beabsichtigte Wirkung der Versuchsanordnung, der der Künstlerin etwas mehr künstlerischen Spielraum als ihre Vorgänger*innen hatten gibt. Dies zeigt sich auch in der, im Rahmen der Ausstellungsvorbereitungen erstellten Skizze von dreißig möglichen 3D-Druck-Formen, die sich technisch relativ einfach umsetzen ließen.

Verschiedene Praktiken von abstrakten und experimentellen Formen des Filmschaffens spielen in der Ausstellung eine zentrale Rolle und ermöglichen neue Blickwinkel auf das Verständnis von Technik, Wahrnehmung und Welt. Daher freut sich die HALLE FÜR KUNST Steiermark mit Antonia De La Luz Kašik eine Künstlerin für die Panther Residenz – ein auf eine projektspezifische Kunstproduktion hin ausgerichtetes, juriertes Förderprogramm einer vielversprechenden jungen lokalen Position – nominiert zu haben, die sich von Neuem diesen Phänomenen aus einer Perspektive der Gegenwart widmet. 

Zyklop (1 – 7), 2022
mit Andi Gruber, 16mm-Film, digitalisiert, 7 Min.
Siebdruck Teleidoskop (1 – 30), 7050 cm;
3 optische Apparate teilweise verspiegelt, je 121242 cm
Courtesy die Künstlerin

Antonia De La Luz Kašik

*1993 Graz, lebt in Wien

studierte Grafik und visuelle Kommunikation an der Universidad Mayor de San Simón in Cochabamba, Bolivien und absolvierte 2018 die Friedl Kubelka Schule für unabhängigen Film in Wien. Derzeit studiert sie Video und Videoinstallation an der Akademie der bildenden Künste Wien und entwickelt eigene künstlerischen Projekten mit dem analogen Medium Film, sowie Animation, Zeichnung, Druckgrafik und Fotografie. Als Kamerafrau arbeitet sie in Kollaboration mit anderen Künstler*innen, zuletzt für die Performances von Eva Sommer und den Spielfilm Beatrix von Lilith Kraxner und Milena Czernovsky.