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HAPPSOC: Happening und Gesellschaft

Halle Untergeschoß

HAPPSOC IV. Travel in Space / HAPPSOC IV. Vesmírne cestovanie, 1967

Offset-Druck, Stift, Papier
30,5×21cm

Courtesy The Slovak Gallery, Bratislava

Viele Adressat_​innen der Nachricht im Bratislava des Jahres 1965 wussten ganz einfach nicht, was damit anzufangen sei: Sie erhielten eine eigenartig bedruckte Einladungskarte, die eine Reihe an Happenings zwischen dem 1. und 9. Mai in Bratislava unter dem Namen HAPPSOC ausrief. Jeder Tag wurde als eigener Teil der Aktion proklamiert und das Ganze enthielt einen Anhang, der an einen statistischen Report erinnerte und scheinbar willkürlich zahlreiche Elemente um die Stadt Bratislava aufzählte. Das Dokument fängt mit einer Auflistung der Anzahl aller Frauen, Männer, Hunde und Wohnungen der Stadt an und wird letztendlich durch die Elemente ganz Bratislava 1“ und Burg 1“ paradox.

Neben seiner frühen Beschäftigung mit der Installationskunst wurde Filko in den 1960er-Jahren durch diese berühmte Aktion bekannt, die er zusammen mit Alex Mlynárčik verantwortete. Der Begriff HAPPSOC ist eine künstlerische Behauptung, setzt sich wohl aus Wortteilen von Happening und Society zusammen und ist zwischen Konzept- und Aktionskunst hin zu Fluxus angesiedelt. Kurz nach der Aktion wurde das HAPPSOC Manifesto (1965) herausgegeben, das als eine Art Erklärung diente. Demnach handelt es sich um eine Aktion, welche die Betrachtung vorgefundener Wirklichkeit“ zum Ziel hat. In einem begrenzten raum-zeitlichen Rahmen werden Aktivitäten des Erkennens der grenzenlosen Spannweite der bestehenden Kohärenz“ in Gang gesetzt. 

HAPPSOC I. (1965) ist vor allem ein Raum der Möglichkeit, wobei der angegebene Zeitraum wesentlich ist. Beide Tage sind in der real-sozialistischen Čechoslowakei Nationalfeiertage gewesen und dadurch politisch konnotiert: der 1. Mai ist der Tag der Arbeit, am 9.Mai, dem Tag der Befreiung der Čechoslowakei durch die rote Armee, fanden repräsentative Militärparaden statt. HAPPSOC widersetzt sich der allgegenwärtigen politischen Vereinnahmung und betont die alltägliche Realität abseits der Zurschaustellung politischer Macht.

Es entwickelte sich eine mehrjährige Programmabfolge, auf die ursprüngliche Version folgten weitere drei Ausgaben, aber auch diverse Nebenprodukte. HAPPSOC II. (1965) beinhaltet die paradoxe Aufforderung, an den Tagen zwischen erstem Weihnachtstag und Neujahr eine mit den Tagen zunehmende Verweildauer an einer nicht näher spezifizierten Zugstation in Bratislava zu verbringen. HAPPSOC IV. (1967) bildet eine Aufforderung sich nach bester Möglichkeit gedanklich und physisch in den Weltraum zu begeben, womit sich das Konzept endgültig von einem realen und räumlichen Zusammenhang befreit. Ähnlich der künstlerischen Praxis von Joseph Beuys bildet diese Werkgruppe eine sehr weitläufige Auffassung von Kunst, die sich vor allem auf die Erfassung und Formung sozialer Zusammenhänge bezieht.

HAPPSOC I., 1965 (mit Alex Mlynárčik)
Einladungskarte, Offset, Tippen auf Schreibmaschine, Papier
1413,71530 cm

HAPPSOC I., 1965/ca.1995
Offset-Druck, Stift, Filzstift, Papier
7050 cm

HAPPSOC I. (SPORT) / HAPPSOC I. (ŠPORT), 1965/​ca. 2000
S/​W‑Fotografie, Stift, Papier
14,724 cm

HAPPSOC IV. Travel in Space / HAPPSOC IV. Vesmírne cestovanie, 1967
Offset-Druck, Stift, Papier
30,521 cm

Interpretation HAPPSOCLand Art aus der Serie Transcendency / Interpretácia HAPPSOCland art zo série Transcendencie, 1967/1978
S/​W‑Fotografie, weiß färbende Flüssigkeit, Stift, Papier
17,221,7 cm

Alle Werke Courtesy Linea Collection, Bratislava; Layr, Wien