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Archivraum

Untergeschoß, Foyer

Aus dem Zyklus Sketches from Snežienková / Z cyklu Skice zo Snežienkovej, ca. 2005

Foto auf farbigem Papier, Montage, Filzstift, weiß färbende Flüssigkeit, Perforation
30×23cm

Nach der Rückkehr aus den USA im Jahr 1990 entwickelte sich Filkos System SF zunehmend zu einem unüberschaubaren Metasystem, durch das er die Gesamtheit seines Schaffens und Lebens neu anordnet und überdenkt. Eine Dynamik entsteht, unter deren Einfluss Filko frühere Werke vielfach überabeitet und neu datiert. In diesem Prozess entsteht das Archive SF, ein in einer rund 80-teiligen Ordnerstruktur kontinuierlich aufgebautes Magazin und umfassender Verweisungszusammenhang an Skizzen, kleineren Objekten, Textkunst, Fotografien und zahlreichem Archivmaterial.

Im Archivraum der Ausstellung wird verschiedenes Material gezeigt, um Aufschluss über dieses faszinierende Ordnungs- und Zeichensystem wie situativ damit verbundene räumliche Elemente zu geben. Kunst und Leben bilden hier eine untrennbare Einheit, was bereits durch den Eingang des Archivs deutlich wird, der aus zwei bemalten Türarbeiten von Filko besteht.

An einem selbst bedienbaren Bildschirm können sich die Besucher_​innen Einblick in ausgewähltes Archivmaterial verschaffen. Diverse thematisch assoziierte Objekte breiten sich im Raum aus und werden durch eine Projektion aus historischen Ausstellungssituationen und weiteren Bildern aus dem Archiv ergänzt. Auf mehreren Holzplatten die Schriftbilder Subjekt“ und Objekt“ in weißer und schwarzer Farbe geschrieben, auch die Aufschrift EGO ist zu sehen. Das Archive SF erscheint im Spannungsfeld zwischen der Totalität des Egos (schwarz) und der Selbstauflösung des künstlerischen Ichs durch die Transzendenz (weiß). Von diesen Gegensätzen sind auch zwei Fotografien einer Vernissage bestimmt, auf welchen Besucher_​innen in weiß übermalt sind, während Filko als einzige Person in schwarz zu sehen ist. Filkos gesamtes System wird von ihm als Psychophilosophie aufgefasst, wobei der materielle Ausdruck als Spiegel von psychischen Dispositionen neu imaginiert wird.

Weiters sind Arbeiten zu sehen, die vier Schriftzüge in den jeweiligen ersten Farben des voll ausgereiften System SF zeigen, die Farben Rot, Orange, Gelb und Grün. Die zwei kleineren Arbeiten verdeutlichen die Verknüpfung der vier Farben mit den vier Elementen, während die größte der drei Arbeiten die Farben mit den Himmelrichtungen verbindet: Rot (1.Chakra Erde/​Osten), Orange (2. Feuer/​Süden), Gelb (3. Luft/​Westen), Grün (4. Wasser/​Norden).

Eine größere Arbeit enthält außerdem verschiedene Jahresangaben, die mit insgesamt drei klinischen Toden“ (Clinical Deaths) zusammenhängen, die Filko nach eigener Aussage durch schwere Unfälle erlebt haben soll. Filko benutzt das Narrativ der klinischen Tode aus Überzeugung, aber wohl auch um zur mythischen Konstruktion seiner Künstlerpersönlichkeit beizutragen.

Andere Arbeiten beschäftigen sich mit Filkos berühmten Künstleratelier Snežienková, das sich in der nördlichen Peripherie von Bratislava befindet. Ein geringfügig bearbeitetes Straßenschild wird zum autonomen Werk und zeigt in Rot, Weiß und Blau die drei Farben von Filkos Dimensionen. Der Künstler ist auf zwei Fotografien auf dem Dach seines Ateliers zu sehen, wobei die Innenräume des Künstlerstudios auf fotografischen Arbeiten gezeigt werden. Die gesamten Räume des Studios sind nach Farben und Werkphasen geordnet und bilden einen integralen Bestandteil des Archiv SF. Zahlreiche Werke befinden sich verteilt am Boden, Wand und Decke und bilden zusammen mit der Architektur ein Gesamtkunstwerk, das keine Trennung zwischen Kunst und Leben mehr zulässt. Durch Filkos Studio tritt die Totalität und universelle Haltung seiner künstlerischen Persönlichkeit klar in Erscheinung.

Ein Videointerview zwischen Hans Ulrich Obrist und Stano Filko (Übersetzung: Roman Ondak) (2006) gibt Einblicke in Filkos berühmtes Künstleratelier Snesčenkova und die Aufteilung der Räume nach den sieben Stufen des System SF. Das Video wurde von dem bekannten schweizer Kurator produziert und von der Slovak National Gallery untertitelt, eine redigierte Version des Gesprächs erscheint im Katalog.

Die Gestaltung des Archivraumes sowie das digitale Videoarchiv wurde von Lucia Gregorová Stach, Kuratorin an der Slovak National Gallery in Bratislava, eigens für diese Ausstellung zusammengestellt.

FILKO, ca. 1995
Gefundenes Objekt, Farbe, Holz
19885 cm
Courtesy Peter Petrička, Bratislava

Door (UISFO EGOQ) / Dvere (UISFO EGOQ), ca. 2000
Gefundenes Objekt, Mixed Media, Acryl, Glas, Holz
190,512010 cm

SF Clinical Deaths / SF Klinické smrte, 1995
Installation, Mixed Media
Holzstück, Zeichnung, Plastikhülle für Diapositive
22184 cm, 4229,7 cm, 2327,6 cm

Aus der Serie Four elements (Earth, Air, Fire, Water) / Zo série Štyri živly (Zem, Vzduch, Oheň, Voda), ca. 1990
Farbe, Schnur, Spiegel
2642 cm

Aus der Serie EGO (Four Elements) / Zo série EGO (Štyri živly), ca. 1995
Acryl, Schnur, Kunststoff
30,530,5 cm, 3632 cm

Aus der Serie EGO (Four Sides of the World) / Zo série EGO (Štyri svetové strany), ca. 1995
Acryl, gefundenes Material
6141 cm

Subject – Object / Subject – Object, ca. 1995
Holz, Acryl, Schnur, Stahllot
120398 cm

Aus der Serie EGO / Zo série EGO, ca. 1995
Farbe, Holz, Hartfaserplatte
10074 cm

Aus dem Zyklus EGO / Z cyklu EGO, ca. 1995
Holz, Acryl, Schnur
602325 cm

Birth of SF / Narodenie SF, 1960er-Jahre
Mixed Media, gefundene Objekte
110 × 60 × 60cm

Street name sign (Snežienková Street) / Uličná tabuľa (Snežienkova ulicá), ca. 1990
Gefundenes Material, Farbe, Metall
30 × 70cm

Hans Ulrich Obrist & Roman Ondak
Video, 52,31 Min.
Interviewer: Hans Ulrich Obrist, Roman Ondak
Redaktion & Untertitelung: The Slovak National Gallery, Bratislava

Alle Werke wenn nicht anders angegeben Courtesy Linea Collection, Bratislava; Layr, Wien