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Malerei in der Amerikanischen Periode

Hauptraum

Old and New Testament / Starýa Nový zákon, ca. 1995

Acryl, Öl, Kitt, Hartfaserplatte
243 × 122 cm

Im Hauptraum hängen mehrere großformatige Malereien von der Decke und eröffnen eine weitere Facette von Filkos mehrdimensionalem Werk. Während in Filkos Œuvre zu Mitte der 1970er-Jahre die Farbe Weiß dominierte und der subjektive Ausdruck immer weiter zurückging, sind viele der Malereien aus den 1980er-Jahren äußerst ausdrucksstark und mit der Farbe Rot verbunden. Einen starken Einschnitt im Werk von Filko bilden vor allem seine Teilnahme an der documenta 7 (1982) und die anschließende Emigration nach New York. Eine neue Energie wird in seiner amerikanischen Schaffensphase (198290) freigesetzt. 

Es lässt sich eine ungefähre Ahnung davon erlangen, wie aufwühlend es für Filko gewesen sein muss, sich im Herzen des kapitalistischen Amerikas wiederzufinden. Dazu passt der ausschweifende Charakter der Malerei: sie wird von Stano Filko teilweise mit ungewöhnlichen Trägermaterialien wie Pappkarton verbunden und bedeckt zudem oft die Hinterseite der Arbeiten. So sind auch SLOVAK (1985) und AIDSSTAN (1983) auf beiden Seiten der Leinwand mit Farbe versehen. Während auf der Rückseite von SLOVAK durch malerische Bahnen in den Chakrenfarben die Möglichkeiten und Grenzen des Bildraumes ausgelotet werden, scheint Filko in AIDSSTAN durch die Amerikanisierung seines Namens eine neue Identität auszudrücken und sich mit der damaligen AIDS-Krise in Beziehung zu setzen.

Werke wie SLOVAK zeigen, dass zu Filkos Malerei auch Schriftbilder gehören. Die Arbeiten kreisen zum einen um Filkos künstlerisches Prinzip des Egos, als eine Form des Ausdrucks wenn sie seinen Namen abbilden, zum anderen umfasst die Schriftform aber auch weite Bereiche wie Politik und Gesellschaft. Neben dem figurativen Selbstbildnis Self Portrait (1982) kann die nahezu monumentale Acrylmalerei Filko-Name-Pink-Eight-Chakra (198386) als Selbsportrait in konzeptueller Hinsicht aufgefasst werden, wobei rückseitig wiederum das Wort Slovak“ in ähnlich großen Lettern aufgeführt wird. Es zeigt Filkos Namen im Zeichen des pinken Chakras, Sinnbild für Spirit und Glaube auch in einer komplett neuen Umgebung Fuß fassen und reüssieren zu können. Im New York der 1980er-Jahre samt Kunstszene mit wiedererstarkender Orientierung an der Malerei sollte sich dies bei allem Selbstbewusstsein und künstlerisch guten Voraussetzungen, jedoch erschwert durch ein gegenläufiges Kunstverständnis, bescheidene Englischkenntnisse und materielle Unzulänglichkeiten, als schwierig herausstellen.

Im Gegensatz zu den roten Malereien steht die Farbe Blau, die im Werk Štefánik/​Čerňan (198590) dominiert und den weiten, kosmischen Zusammenhang in Filkos Œuvre symbolisiert. Referenzen werden hier auch hinsichtlich historischer Persönlichkeiten eingelöst, die Filko wie Vorbilder, aber auch Vorläufer seiner selbst, ähnlich symbolischem Kapital einbringt. Eugene Andrew Cernan war ein US-amerikanischer Astronaut mit tschechischen und slowakischen Vorfahren, der als Teil der abenteuerlichen Apollo 17-Mission am 12. Dezember 1972 als vorerst letzter Mensch die Mondoberfläche verließ. Auf der zweiten Seite der Arbeit wird an den slowakischen Politiker, Offizier und Astronomen Milan Rastislav Štefánik erinnert, der neben Masaryk und Beneš als einer der drei Gründerväter der Čechoslowakei gilt, indem er als Diplomat und Begründer der tschechoslowakischen Legionen in französischen Diensten erfolgreich für eine Abspaltung von Österreich-Ungarn kämpfte. Der Weltraum und die Astronomie scheinen da ein kommunizierendes Prinzip zwischen den Nationen zu sein, wiewohl Filko abseits seiner internationalen Haltung hier wie an anderer Stelle seinen Stolz für die tschechische und vor allem slowakische Sache erkennen lässt.

Die Malereien Contemplation in the Colors of Chakras-Spectra (1993 – 95) wie auch Old and New Testament (ca. 1995) greifen die Formensprache der geometrischen Abstraktion auf. Erstere Arbeit erweitert die drei Farben um das siebenfarbige Chakrensystem und entfaltet sich mittels einer paradoxen Komposition. Durch das Arrangement der Arbeit lässt sich der eigene Körper in Bezug dazu setzen, auch der Duktus mancher Farbfelder strebt aus dem Bild nach außen, denn aufgrund der Konstruktion der Linien und Farben werden auseinanderstrebende räumliche Ebenen konstruiert.

SLOVAK, 1985
Acryl, Leinwand
15391cm

AIDSSTAN, 1983
Acryl, Leinwand
91152 cm

Self Portrait / Autoportrét, 1982
Collage, Farbe, Karton
10070 cm

Filko-Name-Pink-Eight-Chakra / Filko-Meno-Ružová-Ôsma-čakra, 1983 – 86
Acryl, Leinwand
320400 cm

Štefánik/​Čerňan, 1985 – 90
Acryl, Holz, Leinwand
280600 cm, 3 Räder, je Ø 86100100 cm

Old and New Testament / Starýa Nový zákon, ca. 1995
Acryl, Öl, Kitt, Hartfaserplatte
243122 cm

Contemplation in the Colors of Chakras-Spectra / Kontemplácia vo farbách čakier-spektier, ca. 1993 – 95
Malerei
2 Teile, 2401005 cm, 1971005 cm

DSQ, ca. 2000
Acryl, Metallplatte
200100 cm

Alle Werke Courtesy Linea Collection, Bratislava; Layr, Wien