Clinical Death Tunnel und Ballonarbeiten

An einer zentralen Position im Hauptraum der Ausstellung erstreckt sich anhand einer silberfarbenen Röhre das Werk Clinical Death Tunnel (2010). Diese schlauchartige Architektur scheint im Raum zu schweben und ihr eigenes Gravitationsfeld zu erzeugen. Die Installation ist ungewöhnlich lang und dynamisiert den Raum, indem sie die Horizontalebene ins Bewusstsein bringt. Gleichzeitig nimmt sie auch die Funktion einer Blockade ein. Clinical Death Tunnel dringt in den Leerraum unter der größeren Leiterarbeit vor und ist zusätzlich mit einer nach unten gerichteten Pyramide verbunden.

Die Form des Tunnels wird oft verwendet um intergalaktische Reisen darzustellen und so erinnert auch Clinical Death Tunnel an eine ungewöhnliche Zeitebene. Nach Filkos Vorstellung sind Röhren und Tunnel die Visualisierung der 5. Dimension, wobei die Pyramide das Portal zur Dimension bildet. Durch die Farben Silber, sowie Weiß kann sich die 5. Dimension weiter entfalten. Sie ist etwas Absolutes, weil sie alle anderen Dimensionen umfasst und unergründliche Themen wie Leere, das Nichts und den Tod beinhaltet. Mit dem Werkensemble bearbeitet Filko existenzielle Themen, die sich im Kräftefeld des Spirituellen bewegen.

Der Tunnel kann auch Verengung und Tod symbolisieren, wohingegen das Leben oft als Licht bzw. als Ausbreitung aufgefasst wird. Verengung und Ausbreitung lassen sich als ein kosmisches Prinzip verstehen, das auch für die beiden Ballonarbeiten ausschlaggebend ist. Durch Luftzirkulationsmaschinen entsteht ein Kreislauf innerhalb der Ballons, worauf sich diese ausbreiten und immer wieder zusammenziehen. In Verbindung mit der Symbolik der schwarzen Farbe auf der beschriebenen Ballonarbeit ALTRUISTADSEIQ 5.4.3.D (EGO Balloon) (2005) geht es außerdem um das Ego als menschliches Prinzip. Es steht für ein Spannungsverhältnis, welches das Ich zum einen stark reduzieren kann und zum Nichts werden lässt, zum anderen breitet sich der Mensch durch das Ego aus, bis hin zum Altruismus.

Schriftbilder auf dem schwarzen Ballon lassen neben ​„Altruista“, einem uneigennützigen Altruismus, auch noch Wörter wie ​„Borns“ oder ​„Deaths“ erkennen. Dies verweist auf eine weitere Dimension des Egos, die Filko anhand der Erzählung um die eigene Person generiert. Im Verlauf seines Lebens spricht Filko von mehreren ​„klinischen Toden“ (Clinical Deaths), die er durch schwere Unfälle in den Jahren 1945, 1952 und 1977 erlebt hat. Dies führt auch wieder zurück zum Clinical Death Tunnel. Auch seine Geburt verlief kompliziert und schrittweise über drei Tage, was durch Unterlagen belegt ist. Geburt und Tod scheinen keine Widersprüche darzustellen und Filko verwendet beide im Plural, wohl um seine Identität und sein Schaffen weiter zu untergliedern. Filkos eigene Person wird so zum Teil seines reflexiven Systems, Kunst und Leben werden zu einer Einheit.

Der Ausbreitung des Egos steht die durchsichtige Ballonkugel Globe in the Color of Transparent Chakra (2005) gegenüber. Für die Arbeit verwendet Filko das höchste Chakra der höherwertigsten, 5. Dimension: Die Transparenz. Noch mehrere Ebenen höher als das Weiß, stellt das Transparente die Kraft dar, die der Leere am nächsten ist, ohne jedoch zum finalen Nichts zu werden. Die transparente Leere ist das (aktive und passive) Nichts und der Tod, gleichzeitig aber auch der unendliche Raum, in dem sich das Leben abspielt. Damit greift Filko ein Element aus der zyklischen Logik fern-östlicher und transzendentaler Philosophie auf. Das Nichts hatte als ultimative Negativ-Form und Verweigerungshaltung einen hohen Stellenwert innerhalb der Intelligenzia der späten 1960er-Jahre, dem sich auch der Kreis um Filko anschloss.

Clinical Death Tunnel / Tunel klinickej smrti, ca. 2010
Metall, Farbe
2000 x Ø 35,2 cm

Rotated Pyramid – Woman / Otočená pyramída – Žena, 2000-06
Metall, Perforation, Farbe
115 x 150 x 150 cm

ALTRUISTADSEIQ 5.4.3.D (EGO Balloon) / ALTRUISTADSEIQ 5.4.3.D. (EGO Balón), ca. 2005
Aufblasbarer Ballon, Farbe
Ø ca. 200 cm

Globe in the Color of Transparent Chakra / Guľa vo farbe transparentnej čakry, ca. 2005
Plastik, Ventilator, elektrisches Kabel
Ø 260 cm

25 000 B.C. – 1937, ca. 1995
Malerei, Textil
130 x 1500 cm

Alle Werke Courtesy Linea Collection, Bratislava; Layr, Wien