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System SF: System Stano Filko

Öffentlicher Raum / Plakatwand

VACUUMDREAMSEXISTENCEDSAOOQ, 2000-10

Papier, Druck, Zeichentusche, Filzstift
29,7 × 42cm

Courtesy The Slovak National Gallery, Bratislava

Der slowakische Universalist und Utopist Stano Filko identifizierte sich stark mit dem Kosmos und nimmt darin eine von üblichen Sichtweisen befreite, transzendente“ Perspektive auf die Welt ein. Der griechische Begriff Kósmos steht für eine Weltordnung und bezeichnet das Universum und das gesamte Weltall. Der Künstler entwickelte ein eigenes Gedanken- und Ordnungssystem, mit dem er seine Weltsicht symbolisch zum Ausdruck bringt und in dessen Zentrum Farben und Dimensionen stehen. Über Jahrzehnte hinweg reichert Filko diese auf konzeptueller Ebene mit weiteren Bedeutungsebenen und Zuschreibungen an, woraufhin ein multidimensionales System, das sogenannte System SF, entsteht. Die Plakattafel vor der HALLE FÜR KUNST Steiermark zeigt eine Zeichnung des Künstlers als erste Einführung zu diesem System.

Im System SF verknüpft Filko die Farben mit verschiedenen Dimensionen, Himmelsrichtungen, Elementen und Chakren, letztere werden im Hinduismus gemeinhin als Energiezentren des menschlichen Körpers und des Geistes begriffen. So steht beispielsweise die Farbe Rot für die dritte Dimension, die für die Materie und das Lebendige steht. Wie sich im Verlauf der Ausstellung zeigen wird, taucht diese dann immer in körperlichen oder fleischlichen Zusammenhängen auf. Die Anfänge zum genuinen System SF setzt Filko in den 1970er-Jahren, ausgehend von den drei Farben Rot (3. Dimension: Biologie/​Materie), Blau (4. Dimension: Kosmos) und Weiß (5. Dimension: Ontologie/​Spiritualität), sukzessive kamen weitere Farben hinzu. Das damit verbundene Chakrensystem entstand allerdings erst später, während Filkos Zeit in New York (1982 – 90). Bis Ende der 1990er-Jahre umfasste das Chakrensystem sieben und erweiterte sich ab 2000 zu insgesamt zwölf Farben.

Das mehrdimensionale System SF untergliedert die zwölf Farben in jeweils ein Chakra mit einer festgelegten Rangfolge. Die abgedruckte Zeichnung verdeutlicht die Abfolge mittels einer stabartigen Vertikalstruktur von links nach rechts: Rot (1.Chakra Erde/​Osten), Orange (2. Feuer/​Süden), Gelb (3. Luft/​Westen), Grün (4. Wasser/​Norden), Blau (5. Kosmos) und Schwarz/​Indigo (6. Ego). Den ersten sechs Chakren weist Filko den Bereich der 3. Dimension zu, der Dimension der materiellen Welt und der lebenden Organismen. Die ersten vier Chakren verweisen außerdem auf Himmelrichtungen. Darauf folgen Violett (7. Altruismus), Pink (8. Glaube) und Silber (9. Transzendenz) als Bestandteil der 4. Dimension, der des Universums und des kosmischen Bewusstseins. Die 5. Dimension bildet die höchste Stufe und umfasst die Farben Gold (10. Singularität), Weiß (11. Essenz) sowie Transparent (12. Entität). Jede höhere Dimension beinhaltet alle niedrigeren.

Hinter der Säulenfolge der Chakren wird auf der Zeichnung außerdem auf Filkos berühmtes Studio Snežienková verwiesen, welches sich auf dem Hügel Kamzík in der nördlichen Peripherie von Bratislava befindet. Sogar die dortigen Räume wurden nach seinem System SF untergliedert: in jedem Raum dominierten jeweils Werke einer bestimmten Farbe. Das Studio diente Filko als sein persönliches Archiv und zeigt wie untrennbar Kunst und Leben in seinem Œuvre verbunden sind.

Das System SF scheint auf den ersten Blick das künstlerische Schaffen zu kategorisieren und scheint somit auch eine Metafunktion für das gesamte Werk einzunehmen. Die Beschäftigung des Künstlers damit lässt sich in zahlreichen Arbeiten nachverfolgen. Im Dialog der im Rahmen dieser umfangreichen Retrospektive gezeigten künstlerischen Werke wird jedoch verdeutlicht, dass die einzelnen Werke, wie zeitlebens auch der Künstler selbst, sich wiederholt jeglicher Ordnungsstruktur entziehen und vielmehr einen phantasievollen und kritischen Umgang der Betrachter_​innen provozieren. Somit wird im Hier-und-Jetzt eine zeitgenössische Lesart des historischen Werks aufgemacht, das Utopie in Szene setzt.

VACUUMDREAMSEXISTENCEDSAOOQ, 2000-10
Papier, Druck, Zeichentusche, Filzstift
29,742 cm
Courtesy The Slovak National Gallery, Bratislava