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Stano Filko: Zur Person

DSQ 4.D Bomb, 1985 – 95

Papier, Druck, Kugelschreiber
29,7 × 42cm

Courtesy The Slovak National Gallery, Bratislava

Stanislav Stano“ Filko (*1935 Veľká Hradná, †2015 Bratislava) studierte von 1956 bis 1959 Malerei an der Hochschule für bildende Kunst in Bratislava bei Dezider Milly und Peter Matejka. 1981 emigrierte Filko, er lebte und arbeitete in Deutschland (Düsseldorf) und ab 1982 in den Vereinigten Staaten (New York), um 1990 nach Bratislava zurückzukehren.

Das künstlerische Schaffen von Stano Filko beginnt in der Čechoslowakei (heute: Slowakei) der 1960er-Jahre, einer Zeit, in der die künstlerische Freiheit starke Begrenzung erfuhr. Während das real-sozialistische Régime eine einseitige Weltsicht errichtete, ist Filko für den Versuch bekannt, in seiner Kunst den Gesamtzusammenhang der Welt als äußere und innere Realität abzubilden. Der Künstler schuf ein auf die Zukunft hin ausgerichtetes und nicht zuletzt deshalb von herkömmlichen Kategorien entgrenztes Œuvre, das durch große Ambition in Konzeption wie Produktion fasziniert. Diese Faszination lässt sich nicht zuletzt an der heute wieder stärker werdenden internationalen Ausstrahlung ablesen.

Filko ist ein wichtiger Vertreter der mitteleuropäischen Neo-Avantgarden, dessen variantenreicher künstlerischer Zugang gerade auch für jüngere Künstler_​innen relevant bleibt. Er ist für seinen unermüdlichen Schaffensdrang bekannt und hat seine Kunst gleichzeitig in verschiedene Richtungen entwickelt. Zeit seines Lebens entstanden nach Eigenangabe bis zu 10000 Werke in Bereichen wie Malerei, Skulptur, Installation, Konzept- und Textkunst, Zeichnung, Happening- und Aktionskunst. Was Filko außerdem auszeichnet, ist das Formulieren eines theoretischen Systems, welches seine Werke als Ausdruck einer transzendentalen, metaphysischen, planetarischen“ Weltsicht in Szene setzt. Das System SF ermöglichte ihm sein Gesamtwerk und seine Beziehung zur Welt immer wieder neu zu reflektieren und nahezu manisch fortzuschreiben.

Anhand dieses überbordenden, unbändigen Werkes bietet die Ausstellung eine alternative Erzählung von den 1960er-Jahren bis in die Gegenwart an. Die Karriere und das Leben von Filko war durch zahlreiche zentrale Ereignisse und Einflüsse der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts geprägt, beeinflusst und auch gestört, wie sich an vielen Stellen immer wieder zeigt. Von Bratislava über die Flucht in den Westen, Station in Düsseldorf, Documenta-Teilnahme, Randfigur der New Yorker Kunstszene der 1980er-Jahre, Erfahrung der New Age- und Hippiekultur und Rückkehr nach Bratislava nach dem Zusammenbruch der UdSSR lassen sich zwar auch Kontinuitäten erkennen, aber mindestens ebenso viele Brüche. Die Retrospektive von Stano Filko lädt dazu ein, in unserer rationalen Gegenwart wieder verstärkt über Utopien und Wege abseits des Alltäglichen nachzudenken.

Die Arbeiten von Stano Filko wurden in bekannten Institutionen gezeigt, darunter die Slovak National Gallery, Bratislava; das Kunstmuseum Basel; Lentos Kunstmuseum, Linz; Zacheta – National Gallery of Art, Warschau; National Museum, Krakau; Fondazione Morra Greco, Neapel; ZKM Zentrum für Kunst und Medien, Karlsruhe; Ludwig Múzeum, Budapest; Garage Project Space, Moskau; New Museum, New York; P.S.1, New York; MACBA, Barcelona; Centre Pompidou, Paris; mumok, Wien; Kröller-Müller Museum, Otterlo; státna galléria (State Gallery), Banská Bystrica; Brooklyn Museum, New York; Musée d‘Art Moderne, Paris; Moravská galerie, Brno; außerdem auf der 11. Biennale de Lyon, der Prag Biennale 3, der 51. Biennale di Venezia, der Documenta 7 in Kassel und der EXPO 1970 in Osaka. Mit der Galerie Emanuel Layr waren seine Werke u.a. auf der Frieze Art Fair London, der FIAC Paris und der Art Basel zu sehen.