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Studio for Propositional Cinema

Manual: The Camera of Disaster (I. What is darkness?), 2022

Aluminiumrahmen mit Glaslinse und zwei Gummidichromatdrucken, mit Baumwollpapier, Gummiarabikum, Kaliumdichromat und Pigmenten aus oxidierten Kupferabfällen und einem Gummireifen, hergestellt aus der Explosion eine Autos
51,251,2 cm
Edition von 3 + 1 AP (#3/3)
Courtesy der Künstler; Tanya Leighton, Berlin/​Los Angeles
Foto: Noah Friebel

Das Kollektiv Studio for Propositional Cinema realisiert ihre Arbeiten in verschiedenen Medien und Formen. In Fotografien, Texten, Installationen, Settings und Performances entwickelt Studio for Propositional Cinema diverse Gruppen von Arbeiten, die die Geschichte des Kollektiven thematisieren können, aber auch unterschiedliche Formate im kulturellen Kontext weiterentwickeln oder an ihre jeweiligen Grenzen bringen. Die in der Ausstellung gezeigte Arbeit ist hingegen eher eine Untersuchung des künstlerischen Mediums selbst, der Fotografie.

Manual: The Camera of Disaster (dt: Handbuch: Die Kamera der Katastrophe) (2022) ist eine Arbeit, die über eine Wiederentdeckung beziehungsweise Neuerfindung der Fotografie phantasiert und, wie der Titel suggeriert, auch eine konkrete Anleitung dazu gibt, was die erste Schriftplatte direkt erläutert: Hinweis an den Leser: Die hier gezeigten Bilder, Texte und Objekte sollen dazu beitragen, die Erstellung von fotografischen Bildern zu erleichtern, wenn diese Prozesse verloren gegangen sind oder ausgelöscht wurden.“

Der Ausganspunkt ist die Prämisse, dass die Menschheit durch eine Katastrophe in ihrer Entwicklung zurückgeworfen wurde und viel praktisches Wissen verloren gegangen ist, darunter eben auch die Fotografie. Inspiriert vom richtungsweisenden historischen Text The Pencil of Nature von William Henry Fox Talbot liefern die ersten Rahmen eine ganz praktische fotochemische Anleitung, wie beispielsweise Linsen, Papier oder Chemikalien zu gebrauchen sind, um dann aber auch in medialen Fragen zu münden. Was ist ein Bild?“ oder Was ist eine Fotografie?“ sind Fragen, die in den einzelnen Rahmen, die als Kapitel verstanden werden können, beantwortet werden. Der Text ist vom Kollektiv verfasst, in 26 Bilderrahmen gesetzt und mit einer kleinen Anzahl von Objekten versehen. In den Rahmen sind zum jeweiligen Thema des gezeigten Kapitels Objekte integriert. So enthält der Rahmen mit dem Kapitel Was ist Dunkelheit?“ (Manual: The Camera of Disaster (I. What is darkness?), 2022) eine Linse oder die darauffolgenden drei Rahmen dann Chemikalien zur Entwicklung von fotografischen Bildern. Ab dem Rahmen mit der Nummer 7 (What are lenses? / Was sind Linsen?) sind die jeweiligen Texte jeweils mit einem Bild kombiniert. So sehen wir beispielsweise im Rahmen 8 (What is a camera? / Was ist eine Kamera?) die Dose, welche zur Kamera umgebaut wurde und ebenfalls als Objekt im Ausstellungsraum zu sehen ist. Jenseits der technischen Realisierung eines Bildes wird auch besprochen, welchen gesellschaftlichen Wert Bilder haben können, wie sie Positives bewirken und welchen Einfluss sie haben können. Diese Debatte gilt natürlich nicht nur für eine imaginierte Gesellschaft, die den Zugang zu einem Medium wieder erlernen muss, vielmehr trifft sie auch in unserem gesellschaftlichen Kontext auf ein fruchtbares Umfeld.

Wie wir uns die Zukunft der Bilder vorstellen können, wird im letzten Textsegment beschrieben wird: Das Handbuch ist ein Skript. Skripts sind Entwürfe für propositionales Handeln. Sie sind offene Strukturen, die umgeschrieben und improvisiert werden können, die eine neue Bedeutung erhalten. Wenn wir unsere Kameras mit Absicht halten, werden wir zu Regisseuren der Welt um uns herum. Unsere Kameras beleben uns mit ihrem Potenzial.“

In ihrem dramatischen Setting des möglichen Verlusts endet die Erzählung innerhalb der Arbeit sehr positiv und versucht das bildnerische und narrative Potential von Bildmedien zu betonen und sowohl die aktuellen als auch den fiktiven Betrachter*innen darin zu bestärken an die Kraft der Bilder zu glauben und sie für sich zu nutzen.


The Camera of Disaster, 2022
Texte in 26 Aluminiumrahmen, Mixed Media
je 51,251,2 cm
Edition von 3 + 1 AP (#3/3)
Courtesy der Künstler; Tanya Leighton, Berlin/​Los Angeles

Studio For Propositional Cinema

*gegründet 2013 in Berlin

Solo (u.a.): Museum Abteiberg, Mönchengladbach (2022), Tanya Leighton, Berlin (2022, 2015, 2014), Galerie Max Mayer, Düsseldorf (2022), Fondazione Morra Greco, Neapel (2019), Kunsthalle Sankt Gallen (2018), Kestner Gesellschaft, Hannover (2017), Swiss Institute, New York (2017), Taylor Macklin, Zürich (2017), Bonner Kunstverein (2016), Kunsthaus Bregenz (2016), mumok – Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien (2015); Shows (u.a.): Galeria Wschód, Warschau (2022), km Kunstverein München (2021), Material, Zürich (2021), Layr, Wien (2021), ML Fine Art, Mailand (2020), Akademie-Galerie, Kunstakademie Düsseldorf (2019), Projektsrom Normanns, Stavanger (2019), Bielefelder Kunstverein (2018), Museum Morsbroich, Leverkusen (2015), Leeschenhof, Quadriennale, Düsseldorf (2014)