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Noah Barker

Noah Barker, SFSGA22, 2023

5‑Kanal-Video
Courtesy der Künstler und Fanta-MLN, Mailand

Noah Barker beschäftigt sich in seiner Arbeit mit verschiedenen Formen veralteter Technologien, räumlichen Ökonomien und der Überführung von sprachlichen Systemen in visuelle. Ein Werkzeug oder eine Strategie aus seiner künstlerischen Toolbox ist beispielsweise die Überführung von Morsezeichen in die Lichtsysteme von Ausstellungsräumen. Jedes Licht ist ein Buchstabe im Morsecode, wobei Punkte durch einzelne Streifen und Striche durch zwei Streifen aus einem Musterbuch (also einem Band, den üblicherweise Gestalter*innen nutzen und welcher alle möglichen Farben aus einem Spektrum von Drucktechniken oder Abmischungen von Wandfarben oder Lacken enthält) kommuniziert werden, sodass sich keine der Farben wiederholt. Das Werk ist ein anpassungsfähiges Bühnenbild. Die Lichter können über viele Räume verteilt und nicht alle müssen benutzt werden. Die Farbstreifen auf den Lampen sind das Ornament eines Apparats der Aufmerksamkeit: eine universelle Beleuchtung im spezifisch unspezifischen sanitären White Cube der Modernität. Sie stören das Weiß des Lichts nicht wirklich.

Barker entwickelt dabei ein Spiel um Formen der Aufmerksamkeit und versucht kritische Rahmen um die Strukturen der Institution zu legen. Er interessiert sich bei seinen Eingriffen dafür, Systeme, die sonst im Zeigen von Kunst eher als Beiwerk zu verstehen sind oder im Hintergrund stehen, ins Sichtfeld der Betrachter*innen zu holen. Dabei geht er immer mit einer gewissen Beiläufigkeit vor und fügt seine Arbeiten behutsam in die Kontexte des Ausstellungsortes ein. Sie zielen in ihre Machart nicht darauf ab, Abläufe zu unterbrechen oder in sie einzugreifen, sondern fügen sich in das bestehende System ein.

Für die HALLE FÜR KUNST Steiermark hat Barker eine neue zweiteilige Arbeit entwickelt, die an frühere Arbeiten des US-amerikanischen Künstlers anknüpft. Während der Öffnungszeiten ist eine Wandmalerei in den beiden Stiegenabgängen zu sehen, die beide Stockwerke der Ausstellungsflächen miteinander verbinden. Auf die weißen Wände hat der Künstler in einer ortsspezifische Reaktion Schneeflocken mit Hilfe von Schablonen auf die Wand gemalt. Insgesamt 50 individuelle Formen dieser Schneeflocken existieren, sie bestehen alle aus der Kombination von sechs Schemen. In ihrer Gruppierung sehen wir also eine Verbindung von individueller Form, einem Netzwerk an Formen und einem System von Zeichen.

Wenn die Ausstellung geschlossen ist, werden die 50 Einzelformen über 5 Screens der Institution im Foyer nach außen hin sichtbar. In der Animation sind die einzelnen Formen hintereinander geschnitten und ergeben so nochmals eine weitere Gruppenformation, bei der die Betrachter*innen das Dazwischen der Formen im Vergleich sehen.

Die Platzierung der beiden Arbeiten spiegelt auch das Interesse des Künstlers an Zwischenorten innerhalb einer Institution wider. Die Stiegenaufgänge werden üblicherweise nicht unbedingt bespielt und sind im Normalfall eher ein Ort, der ausschließlich eine räumliche Verbindung herstellt. Es geht Barker nicht darum Grenzen zu überschreiten oder Mechanismen der Institution auszuhebeln, sondern auf diese räumlichen Scharniere mithilfe der Arbeiten hinzuweisen und sie innerhalb des architektonischen Gefüges temporär zu stärken.

SFS_GM_22, 2023
Wandmalerei, klarer Glanzlack 
Variable Dimension

SFS_GA_22, 2023
5‑Kanal-Video
0:23 Min.

Courtesy der Künstler; Fanta-MLN, Mailand 

Noah Barker

*1991 Kalifornien, lebt in New York

Solo (u.a.): Alienze, Wien (2021), Löwengasse, Köln (2021), Fanta-MLN, Mailand (2019), Lodos, Mexico City (2019), Air de Paris, Paris (2018), Éclair, Berlin (2017), And Now, Dallas (2016), First Continent, Baltimore (2015); Shows (u.a.): Fluentum, Berlin (2022), Fanta, Mailand (2022, 2018), MACRO, Museum of Contemporarty Art of Rome, Rom (2021), Air de Paris (2019), Fanta-MLN, Mailand (2019), Lodos, Mexico City (2019), Galerie Nathalie Halgand, Wien (2018), Meyer Kainer, Wien (2017), Simon Lee, New York (2017), Seventeen, London (2016), Okayama, Japan (2016), James Kelly, Chicago (2016), Exo Exo, Paris (2016), Dark Arts International, Mexico City (2015)