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Vera Lutz

Vera Lutz zeigt in der Ausstellung die eigens für den Ort und die Ausstellung konzipierte Werkserie Verdunkelungssystem (2023). Man kann sie wortwörtlich nehmen, die reliefartigen Wandobjekte sind aus verschiedenen Schienensystemen für Gardinen hergestellt. Die Arbeiten innerhalb der Reihe sind zwar auch als autonome Werk zu verstehen, reagieren aber auch immer auf die bestehende Architektur der vorgefundenen Räumlichkeiten. 

Die Verdunkelungssysteme sind der Versuch eine Gruppe von Arbeiten um die Idee des nicht Sichtbaren zu finden, die auch mit dem Konzept des Verdeckens spielen. Sich mit dem Zeigen oder Verdecken auseinanderzusetzen ist aus kunsthistorischer Sicht eine lange und weiter verzweigte Debatte, sie ist vor allem auch mit der Selbstreflexion von künstlerischen Mitteln verbunden. Während Kunstwerke oft versuchen über Bilder Inhalte zu transportieren, bleiben dabei die dafür nötigen Strukturen des Zeigens beziehungsweise die Infrastrukturen unsichtbar. Wir nehmen diese nur wahr, wenn sie nicht reibungslos funktionieren. Bei Lutz funktioniert diese Konstellation eher andersherum, sie erzeugt ein Bild oder eine Metapher, die eben versucht möglichst wenig zu transportieren oder Leerstelle zu sein. Hier sind die Strukturen der Verdeckung (und nicht die Verdeckung selber), die uns als Installation gezeigt werden, klar als isolierter Gegenstand kenntlich ausgestellt – nur leicht durch ein Arrangement inszeniert, aber eigentlich fast unkommentiert. Die einzelnen Komponenten der bildhauerischen, installativen Arbeit stammen aus dem Baumarkt und sind industrielle Massenwaren aus Plastik oder Metall, die dann im Atelier der Künstlerin zu den einzelnen Arbeiten entwickelt werden. Dies passiert häufig über das Mittel einer Kombination. Größere Eingriffe in die einzelnen Komponenten nimmt Lutz nicht vor, sondern entwickelt aus dem industriellen Werkstoff eine Form von Installation. 

Ihre Platzierung ist dabei oft von einem Interesse an der Peripherie des Ausstellungraumes getragen. Die Künstlerin versucht die Türen, Ecken und Wände miteinzubeziehen und von den Hauptachsen eines Raumes auszugehen. Die Arbeiten drängen sich in ihrem Erscheinungsbild wie auch ihrer Position nicht auf, sondern bleiben unscheinbar, mitunter auch schwer zugänglich. Ein Bild, das die Künstlerin selbst dafür immer wieder heranzieht ist das unsichtbare Haus, das sich auf komplette verspiegelte Wolkenkratzer bezieht, die eben statt selbst eine Form zu bilden ihr Umfeld als (verzerrtes) Bild wiedergeben.

Genau um dieses Wirkungsprinzip scheint die Werkserie Verdunkelungssystem sprachlich und materiell eng zu kreisen. Sie sind auf eine Art dazu gemacht um als Vehikel über das Sichtbare, das Nicht-Sichtbare oder das Unsichtbare nachzudenken. In diesem Gedankenspiel stellt sich dann auch die Frage nach der Funktion in der Kunst in einem doppelten Sinn. Zum einen nach der Frage wie Kunst in welchem Rahmen produziert werden kann, um dann als solche gesehen zu werden, und zum zweiten nach ihrer gesellschaftlichen Bedeutung. 

Der Ansatz bleibt hier in einer lakonischen und poetischen Weise sehr offen, versucht auch gar nicht eine Antwort auf die aufgeworfenen Fragen zu formulieren, sondern begnügt sich darin diese uns zu überlassen. Im Kontext der gesamten Ausstellung kommen immer wieder Materialien zum Einsatz, die nicht nur materiell, sondern auch sprachlich verschoben und umgeformt werden. Die Materialien entsprechen ihrer Bedeutung und kehren das sprachliche Aufladen“, das sie in sich tragen, nach außen. 

Verdunkelungssystem, 2023
Vorhangschienen, Aluminium
ca. 3603305 cm
Courtesy FELIX GAUDLITZ, Wien

Vera Lutz

*1992 München, lebt in Berlin

Solo (u.a.): Felix Gaudlitz, Wien (2022, 2018), RICE, Leipzig (2021), Piper Keys, London (2019); Shows (u.a.): KOW, Berlin (2021), Sgomento Zurigo, Zürich (2020), Galerie Lars Friedrich, Berlin (2020), Kunstverein München (2019), Nous Moules, Wien (2019), Jan Kaps, Köln (2017), Taylor Macklin, Zürich (2017), Monnaie de Paris, Paris (2016), Instituto Svizzero, Rom (2016), Kunstverein Arnsberg (2015), Shanaynay, Paris (2015)