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III

Untitled (circa 1963 – 1972)
2022

Mathias Poledna, Untitled (circa 19631972), 2022

Archivarischer Pigmentdruck auf Papier
20,1 × 23 cm (gerahmt: 48,2 × 53 × 2,3 cm)

Courtesy der Künstler und Galerie Buchholz, Köln/​Berlin/​New York

Gelangt man in das Untergeschoss der HALLE FÜR KUNST Steiermark wird ein wesentlicher Aspekt der Moderne basierend auf wirtschaftlichen Systemen wie Taylorismus, Fordismus, aber selbstredend auch der Ölförderung sowie der Verbrennung fossiler Brennstoffe, durch die jene Produktionen erst möglich wurden, beleuchtet: die Autoproduktion. Diese steht diametral zu der Erzeugung der Tapisserie hinsichtlich ihrer Fabrikationsmechanismen und hatte weitreichende Konsequenzen in Bezug auf jegliche Fragen, wie Leben reguliert wurde, also auch hinsichtlich von Biopolitik, Gouvernementalität, in räumlich-konkreter Weise auf die built environment; kurz sie kann als ein oder auch das wesentliche Merkmal von Moderne und Modernität gedacht werden. So verhält es sich auch mit dem Fabrikraum, der ähnlich wie Gefängnisse weitere Instrumente der Moderne hervorbrachte, darunter das Panoptikon und die hiermit einhergehende Visualität, die es dem Aufseher ermöglichte, die Arbeitenden zu sehen, ohne selbst gesehen zu werden.

Wenn also jene Werkzeuge sowie das Rastergitter (wie etwa die Decke in der HALLE FÜR KUNST Steiermark) eines der Ursymbole für den (früh-)modernen Raum an sich sind, so handelt es sich beim Auto um das Produkt und insbesondere auch das Symbol der Spätmoderne, vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg. Auch in kinematografischer Hinsicht war das Automobil von höchster Relevanz und kann aus Filmen der Nachkriegszeit nicht weggedacht werden. Ähnlich verhält es sich bei der Entstehung des Kinos, das abseits der Technologien wie der Fonografie und der Chronofotografie nicht ohne die Entwicklung einer rationalisierten Arbeitsverwaltung (Taylorisierung) gedacht werden kann. So wirkten diese Technologien nicht nur zusammen, sie trugen auch zu ihrer gegenseitigen Wahrnehmung bei. Das Kino machte die Autos noch sichtbarer und das Auto schuf die Erzählungen für das Kino, die Schnelllebigkeit, mit der dieses fortan Geschichten erzählen konnte.

Die Serie fotografischer Arbeiten im Untergeschoss beruht auf Industriefotografien aus der Zeit des Kalten Krieges; konkret auf einer sorgfältigen Auswahl historischer Bilder aus dem Archiv eines italienischen Automobilherstellers, die in den 1950er und 1960er-Jahren verschiedene Orte und Phasen der Produktion in der Automobilherstellung dokumentieren, darunter das Gießen von Motoren, die Montage von Bauteilen, die Lackierung, die Endbearbeitung und die finale Qualitätskontrolle. Die Bilder wurden für technische Beschreibungen, Anleitungen und Handbücher verwendet und jüngst erneut in einer Vielzahl von Büchern für AutoenthusiastInnen sowie LiebhaberInnen von Oldtimern publiziert. Darunter befinden sich aber auch bildbasierte Werke des Archivmaterials, das die Nutzung fertiger Automobile und die Variationen einzelner Modelle etwa vor einem modernistischen Hotel zeigt. Ihre Ikonografie erinnert wesentlich an die visuellen Traditionen einer früheren Moderne, so an Bauhaus und Neue Sachlichkeit.

Auch in dieser Serie scheinen Fragen der Gestaltung eine Rolle zu spielen, denn während es sich bei der Textilarbeit unzweideutig um ein luxuriöses Produkt handelt, das für ein exklusives Publikum bestimmt war, ging mit der Automobilherstellung der 1960er und 1970er-Jahre auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs auch ein Gedanke eines Luxus für alle einher, der mit bewusst eingesetzten modernem Design intendierte, die Massen zufrieden zu stellen. Der Wirtschaftsaufschwung der Nachkriegszeit, der mit dem Fordismus, obgleich hier eine an dem US-Vorbild angelehnte italienische Fabrik dargestellt wird, oder Konzepten wie der Sozialen Marktwirtschaft assoziiert wird, brachte auch mit der Moderne einhergehende Versprechen hervor, wie einem wachsenden Wohlstand, der allmählich alle erreichen würde und so auch Konsumvorstellungen inaugurierte, die nur möglich waren, sofern die arbeitende Bevölkerung auch genug Freizeit zum Konsumieren und der Erholung hätte. Wie wir nun wissen, konnten diese generierten Hoffnungen nie vollständig eingelöst werden.

Poledna interessiert sich für die Materialität ebenso wie für die visuellen Regimes, die alltägliche und exklusive Objekte umgeben. Er beleuchtet an Hand der Tapisserie sowie der Fotoserie verschiedene Produktionsbedingungen und somit sowohl Gegensätze, als auch Parallelitäten von Modernität und folglich auch des (spät-)kapitalistischen Systems und welchen Einfluss dieses auf das Leben des Einzelnen hat.


Untitled
Mathias Poledna, 2022
Vintage Michelin Reifen
5.50 / 5.75 / 6.00 / 6.4 – 16
Originale Versandverpackung, Unbenutzter Lagerbestand
69 × 69 × 12 cm
Courtesy der Künstler und Galerie Buchholz, Köln/​Berlin/​New York

Untitled (circa 1963 – 1972)
Mathias Poledna, 2022
Archivarischer Pigmentdruck auf Papier
20,1 × 23 cm ungerahmt
48,2 × 53 × 2,3 cm gerahmt
Courtesy der Künstler und Galerie Buchholz, Köln / Berlin / New York

Untitled (circa 1963 – 1972)
Mathias Poledna, 2022
Archivarischer Pigmentdruck auf Papier
21,6 × 21,6 cm ungerahmt
53 × 48,2 × 2,3 cm gerahmt
Haubrok Foundation, Berlin

Untitled (circa 1963 – 1972)
Mathias Poledna, 2022
Archivarischer Pigmentdruck auf Papier
21,6 × 21,6 cm ungerahmt
53 × 48,2 × 2,3 cm gerahmt
Haubrok Foundation, Berlin

Untitled (circa 1963 – 1972)
Mathias Poledna, 2022
Archivarischer Pigmentdruck auf Papier
20,1 × 23 cm ungerahmt
48,2 × 53 × 2,3 cm gerahmt
Courtesy der Künstler und Galerie Buchholz, Köln/​Berlin/ New York

Untitled (circa 1963 – 1972)
Mathias Poledna, 2022
Archivarischer Pigmentdruck auf Papier
20,1 × 23 cm ungerahmt
48,2 × 53 × 2,3 cm gerahmt
Haubrok Foundation, Berlin

Untitled (circa 1963 – 1972)
Mathias Poledna, 2022
Archivarischer Pigmentdruck auf Papier
20,1 × 23 cm ungerahmt
48,2 × 53 × 2,3 cm gerahmt
Courtesy der Künstler und Galerie Buchholz, Köln/​Berlin/​New York

Untitled (circa 1963 – 1972)
Mathias Poledna, 2022
Archivarischer Pigmentdruck auf Papier
20,1 × 23 cm ungerahmt
48,2 × 53 × 2,3 cm gerahmt
Courtesy der Künstler und Galerie Buchholz, Köln/​Berlin/​New York

Untitled (circa 1963 – 1972)
Mathias Poledna, 2022
Archivarischer Pigmentdruck auf Papier
21,6 × 21,6 cm ungerahmt
53 × 48,2 × 2,3 cm gerahmt
Courtesy der Künstler und Galerie Buchholz, Köln/​Berlin/​New York

Untitled (circa 1963 – 1972)
Mathias Poledna, 2022
Archivarischer Pigmentdruck auf Papier
20,1 × 23 cm ungerahmt
48,2 × 53 × 2,3 cm gerahmt
Courtesy der Künstler und Galerie Buchholz, Köln/​Berlin/​New York

Untitled (circa 1963 – 1972)
Mathias Poledna, 2022
Archivarischer Pigmentdruck auf Papier
20,1 × 23 cm ungerahmt
48,2 × 53 × 2,3 cm gerahmt
Courtesy der Künstler und Galerie Buchholz, Köln/​Berlin/​New York

Untitled (circa 1963 – 1972)
Mathias Poledna, 2022
Archivarischer Pigmentdruck auf Papier
21,6 × 21,6 cm ungerahmt
53 × 48,2 × 2,3 cm gerahmt
Haubrok Foundation, Berlin

Untitled (circa 1963 – 1972)
Mathias Poledna, 2022
Archivarischer Pigmentdruck auf Papier
20,1 × 23 cm ungerahmt
48,2 × 53 × 2,3 cm gerahmt
Haubrok Foundation, Berlin

Untitled (circa 1963 – 1972)
Mathias Poledna, 2022
Archivarischer Pigmentdruck auf Papier
20,1 × 23 cm ungerahmt
48,2 × 53 × 2,3 cm gerahmt
Courtesy der Künstler und Galerie Buchholz, Köln/​Berlin/​New York

Untitled (circa 1963 – 1972)
Mathias Poledna, 2022
Archivarischer Pigmentdruck auf Papier
23 × 20,1 cm ungerahmt
53 × 48,2 × 2,3 cm gerahmt
Courtesy der Künstler und Galerie Buchholz, Köln/​Berlin/​New York

Untitled (circa 1963 – 1972)
Mathias Poledna, 2022
Archivarischer Pigmentdruck auf Papier
23 × 20,1 cm ungerahmt
53 × 48,2 × 2,3 cm gerahmt
Courtesy der Künstler und Galerie Buchholz, Köln/​Berlin/​New York

Untitled (circa 1963 – 1972)
Mathias Poledna, 2022
Archivarischer Pigmentdruck auf Papier
21,6 × 21,6 cm ungerahmt
53 × 48,2 × 2,3 cm gerahmt
Courtesy der Künstler und Galerie Buchholz, Köln/​Berlin/​New York

Untitled (circa 1963 – 1972)
Mathias Poledna, 2022
Archivarischer Pigmentdruck auf Papier
23 × 20,1 cm ungerahmt
53 × 48,2 × 2,3 cm gerahmt
Courtesy der Künstler und Galerie Buchholz, Köln/​Berlin/​New York

Untitled (circa 1963 – 1972)
Mathias Poledna, 2022
Archivarischer Pigmentdruck auf Papier
23 × 20,1 cm ungerahmt
53 × 48,2 × 2,3 cm gerahmt
Courtesy der Künstler und Galerie Buchholz, Köln/​Berlin/​New York