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Saal 4 [19-20]

Katherine Bradford, Sideway Swimmers, 2019

Acryl auf Leinwand, 172,7203,2 cm

Courtesy Susan & Michael Hort, New York

Katherine Bradford, Fever, 2021

Acryl auf Leinwand, 203,2147,3 cm

Courtesy Rachel & Jonathan Wilf, New Jersey

Auch in diesem Raum verhandelt Katherine Bradford durch die Darstellung von Körpern Gemeinschaft(en) und Fragen bezüglich des Verhältnisses von Individuum und Gesellschaft. In ihrer formalen Erfindungskraft und ihrem wechselnden Grund verleiht Bradford ihren Figuren stets ein erzählerisches Gewicht. Bradford zeigt erneut, dass das Individuum und die Gesellschaft sich in einer wechselseitigen Abhängigkeit zueinander befinden. Ihre Auseinandersetzung mit Gruppen von Menschen, die gemeinsam den physischen Raum bespielen und durchqueren, zeugt von einer bemerkenswerten Voraussicht in Bezug auf das Verhandeln sozialer Gefüge.
Die vorherrschenden Farben der zwei hier ausgestellten Werke sind rosa, dunkel- und hellblau, violett und rot. In Sideway Swimmers (2019) [19] wirkt es, als seien die verschiedenen Körper durch die verschobene Perspektive übereinander geschichtet, respektive durch den Raum schwebend. Die von Bradford geschaffenen Figuren nehmen die Grenzen der Leinwand nicht immer ernst, sondern übertreten diese. Während zwei der Körper augenscheinlich nackt sind und auch ihr Gesicht keine Mimik aufweist, hat der in dem Anzug gekleidete Mann leicht angedeutete Gesichtszüge und gleitet beziehungsweise schwimmt förmlich über den unteren Körper. Hier wird die Parallelität von Individuen in Gemeinschaften behandelt, die sich zwar physisch Räume teilen, diese aber nicht nur unterschiedlich sozial besetzen, sondern auch anders nutzen. Bradford verweist so auf mögliche soziale Rollen in der Gesellschaft.
Fever (2021) [20] illustriert einen liegenden Körper, den eine Hand berührt und neben dem ein kleinerer Körper, vermeintlich ein Kind, kniet. Auch hier ist die Perspektive verdreht. Ein chimärenhafter Körper in rosa, der von zwei groben und großen Händen gestützt wird, erinnert an die in ihrer Umgebung zerfließenden Körper der mystischen Bilder der Schweizerin Miriam Cahn, die Menschen in ihren Gemälden unabhängig von ihrer Geschlechtszugehörigkeit oft in ihrer Zerbrechlichkeit und Verwundbarkeit illustriert. Bradford reagiert in diesem Werk auf die Covid19-Krise, die in den USA besonders verheerend war und mehr als eine Million Menschen das Leben kostete. Zurückgeblieben sind nicht nur die Angehörigen, sondern auch Leerstellen, die nicht revidierbar sind. Die kryptischen und nur angedeuteten Körperteile legen von der Virulenz von Corona in den USA Zeugnis ab.
 

[19]
Sideway Swimmers, 2019
Acryl auf Leinwand 
172,7203,2 cm
Courtesy Susan & Michael Hort, New York
 

[20]
Fever, 2021
Acryl auf Leinwand 
203,2147,3 cm
Courtesy Rachel & Jonathan Wilf, New Jersey