Zum Inhalt springen

Saal 3 [16-18]

Katherine Bradford, Swimmers in Blue, Horizontal, 2023

Acryl auf Leinwand, 172,7203,2 cm

Courtesy Katherine Bradford, New York

Katherine Bradford, Trio of Swimmers on Blue, 2023

Acryl auf Leinwand, 203,2172,7 cm

Courtesy Katherine Bradford, New York

Katherine Bradford hat in ihrer gesamten Praxis einen starken Bezug zu Wasser. Immer wieder bedient sie sich dieses vermeintlichen Elements, das tatsächlich aus zwei Elementen, nämlich sowohl Wasserstoff, als auch Sauerstoff besteht, und das den Ursprung allen Lebens darstellt. Auch Menschen bestehen vor allem aus Wasser, wie sie in einem Interview einst betonte.
Hier wird ihr ganzheitlicher Ansatz, der sich auch in ihrer Malerei widerspiegelt, deutlich: Vordergrund und Hintergrund, Mensch(en) und Wasser gehen mit der Farbe ineinander über und konstituieren gemeinsam ein allumfassendes Gefüge. Ob leicht bekleidet, nackt oder fast nackt werden Bradfords Körper in ihren Wasserbildern von der Farbe des Wassers in Gliedmaße unterteilt und geformt: teils ist nur ab dem Rumpf aufwärts der Körper zu sehen oder aber ihre Gestalten mutieren zu Silhouetten. Farbbeziehungen sind elementar für Bradford’s Malerei und stärken so immer auch ihre implizite Erzählung, die Wasser und Farbe auf metaphorische Weise verwebt. Die Vorliebe für die Wasserthematik in ihrer Malerei gründet für Bradford zugleich darin, dass ihr zufolge Wasser Farbe entspricht, jedoch nicht als eine Flüssigkeit, sondern als eine dichte Substanz mit eigenem Wesen, die es vermag, ein farbiges Feld mit Formen und Körpern zu schaffen.
Diese Darstellung von Wasser als holistisch und fließend in der Farbe sowie im Menschen, ist nur durch die Malerei selbst möglich. Kein anderes Medium, sei es etwa die Fotografie, würde in der Lage sein, diesen Ansatz, der auch für eine Vielzahl von Umweltaktivist:innen relevant ist, auf diese Art und Weise hervorheben. Ohne vitalistisch daherzukommen, geht es Bradford in den in diesem Raum gezeigten Arbeiten aber zugleich auch um das gemeinsame Erleben im Wasser.
Swimmers in Blue, Horizontal (2023) [16] erinnert von der Komposition an Henri Matisse’s Der Tanz (1909). In dem Gemälde versucht die Künstlerin, das situative Geschehen einzufangen. Ihre Körper verschwimmen ähnlich wie Matisse’s Seerosen im Wasser, sind in der Intensität der Farben vergleichbar und werden zu einem leuchtenden Ganzen.
Trio of Swimmers on Blue (2023) [17] lässt an die stehenden Figurinen des in die USA emigrierten Hamburger Malers Jan Müller in Afternoon of Spring (1954) denken, da hier die Protagonist:innen, obgleich sie weniger mit dem Hintergrund verschwimmen, ähnlich wie bei Bradfords Schwimmer:innen ununterscheidbar werden, sowohl hinsichtlich des Geschlechts als auch der sozialen Herkunft.
Eine weitere narrative Ebene in ihren Gemälden der Schwimmer:innen bezieht sich nämlich auch auf soziale Ungleichheit, die in bestimmten Aktivitäten aber so umgangen werden kann, dass jung und alt, reich und arm, schlank und nicht schlank, sich alle im Wasser begegnen. Das lässt an die niederländischen Panoramabilder von Hendrick Avercamp erinnern, wie etwa Eine Szene auf dem Eis (ca. 1625), in der sich jede:r im 17. Jahrhundert unterschiedlicher Kostüme zum Trotz auf dem Eis begegnete und mit den Verlockungen und Anforderungen der Natur und ihrer unterschiedlichen Aggregatzustände bestmöglich nach Lust und Laune umging. Bradford steigert diese so erlebte Gleichheit noch, indem sich ihre im Wasser begegnenden Körper ohne Kleidung zumindest in jenem Augenblick über ihren jeweiligen sozialen Status hinwegsetzen und zusammenkommen können.
 

[16]
Swimmers in Blue, Horizontal, 2023
Acryl auf Leinwand 
172,7203,2 cm
Courtesy Katherine Bradford, New York
 

[17]
Trio of Swimmers on Blue, 2023
Acryl auf Leinwand 
203,2172,7 cm
Courtesy Katherine Bradford, New York
 

[18]
Figure Walking Out to Sea, 2024
Acryl auf Leinwand 
203,2172,7 cm
Courtesy Katherine Bradford, New York