Zum Inhalt springen

The Door, 2022

In dieser ersten Arbeit der Ausstellung taucht bereits über das Herstellerlogo Sprache auf. Dieser Schriftzug steht für sich und ist als Teil des Materials zu verstehen. Er ist direkt mit dem Material verbunden und bleibt unbeweglich. In der Werkgruppe The Door (2022) ist die Dynamik innerhalb der genutzten Sprache höher. Im ersten Element links oben ist ein unbedrucktes Blatt Zeitungspapier in einen Rahmen eingefasst. Neben dem gerahmten Papier steht eine rohe Pressspanplatte im industriellen Maß – ebenfalls wie schon die rosafarbene Platte ein hochsynthetisches Material zur Wärmedämmung, auch wenn es durch das verarbeitete Holz eine vermeintlich natürlichere Anmutung hat. Als erstes Objekt auf der Platte ist eine reale Titelseite einer Ausgabe der Zeitung The New York Times mit Nadeln wie eine Art naturwissenschaftliches Präparat gepinnt, angebracht. Die Auswahl der Ausgabe spielt dabei keine zentrale Rolle, vielmehr wie die ikonische Zeitung als Struktur organisiert ist und der Namen der Zeitung und die anderen Text- und Bildebenen als wiederkehrende Muster nebeneinanderstehen. Wie aus diesem Verbund entfernt steht direkt auf der Platte ein Schriftzug, von dem außer dem The“ alles übermalt oder gestrichen ist. Es kommt ein Element des Verbergens als ästhetische Strategie hinzu, die noch dadurch verstärkt oder gedoppelt wird, dass über die Teile des gestrichenen Schriftzuges ein Türblatt lehnt. Dieses ist erneut ein industrielles Massenprodukt mit Standardmaßen und ähnlich synthetisch hergestellt, wie auch die Platte, an der sie lehnt. Außerdem gibt es über das Wort Blatt“ einen sprachlichen Bezug zur Zeitung und zu Papier als solchem beziehungsweise aus dem die Tür zu Teilen auch besteht. Als Objekt ist sie ihrer Funktion in Teilen enthoben und lässt sich weder öffnen noch schließen, sondern verbirgt lediglich etwas. Der Schriftzug rechts oberhalb der Platte mit den beiden Worten The Door“ in Kombination mit dem Objekt lässt darüber nachdenken, was einem Objekt seine Bedeutung zuweist. Seine Funktion, seine Machart oder eine Kombination aus beidem? Kunst unterläuft dabei auch immer wieder gezielt genau diese Zuschreibungen und Grenzen, und genau diesen Umstand macht sich Dunst in seiner Arbeit immer wieder zu Nutze und türmt die Objekte, Materialien und sprachliche Wendungen durch Schichten und Überlagerungen zu einem vieldeutigen Werkkomplex.


The Door, 2022 
Werkgruppe fünfteilig, variable Maße 
Leeres Blatt im Rahmen gerahmt
Zeitung New York Times 
Pressspannplatte roh, 280 × 135 × 1,9 cm
Türblatt mit Beschlägen, 85 × 205 × 4 cm
Schild, Druck auf Papier auf Dipond kaschiert,
88 × 22 × 1,5 cm
Courtesy Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder, Wien

Heinrich Dunst

*1955 Hallein, lebt in Wien

Aus einer langen Ausstellungspraxis sei auszugsweise auf die Ausstellungen bei nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder, Wien (2019, 2013), House of Art, České Budějovice, Budweis (2018), KOW, Berlin (2016, 2014), Kunstverein Schwaz (2015), Ludwig Forum, Aachen (2015), Kunsthalle Wien (2014) und Secession, Wien (2014) verwiesen.