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Kurt Regschek

Kurt Regschek, Basilisk, 1966

Mischtechnik auf Holz
6449 cm, Rahmenmaße: 76607,5 cm

Courtesy / Foto © Johannes Stoll / Belvedere, Wien, © Bildrecht, Wien 2023, Schenkung aus Privatbesitz

Im Gegensatz zu den zentralen Figuren des Phantastischen Realismus hat Kurt Regschek nicht in der Klasse von Albert Paris Gütersloh studiert, sondern war nach Studien in Paris lediglich als Gast bei den Professoren Robin Christian Andersen und Herbert Boeckl an der Akademie der bildenden Künste Wien. Ersterer als Leiter der Meisterschule für Malerei war wohl nach Gütersloh für viele Künstler der Wiener Schule des Phantastischen Realismus eine der wichtigsten Figuren an der Akademie, da sie sich im Gegensatz zum internationalen Surrealismus mit historischen Maltechniken auseinandersetzten, auch wenn Arik Brauer, Wolfgang Hutter, Ernst Fuchs und Anton Lehmden schon nach wenigen Monaten die Klasse verließen, um bei Gütersloh weiter zu studieren.

Regschek, 1923 geboren und im Schnitt 6 bis 7 Jahre älter als die Kernmitglieder der Gruppe, kam nach Kriegsgefangenschaft und nachfolgendem Studium in Paris erst viel später an die Wiener Akademie und stieß mit anderen zwischen 1952 und 1953 zu den Phantasten dazu. Trotzdem ist seine Leistung für die Gruppe nicht zu unterschätzen.

Der österreichische Kunsthistoriker und damalige Direktor der Kestner Gesellschaft in Hannover, Wieland Schmied, schreibt in seinem Katalogbeitrag zur Ausstellung Malerei des Phantastischen Realismus – Die Wiener Schule1964 über Regschek, der daran gar nicht teilnahm: Es ist hier vielleicht am Platz, über das spezifisch Wienerische in der Malerei der Wiener Schule zu sprechen. Gegenständlich deutbare, genau bezeichenbare Erinnerungen an die Stadt tauchen in den Bildern von Hausner und Hutter relativ häufig auf, selten bei Fuchs und Lehmden, gar nicht bei Brauer. Ein Bild wie das von Kurt Regschek Wien, Innere Stadt, das, so will mir scheinen programmatisch für Tendenz und Inhalt der ganzen Wiener Schule stehen könnte, gibt es in dieser Deutlichkeit und Eindeutigkeit bei anderen Malern nicht. Kurt Regschek malt ein Wien, das von oben gesehen ganz unversehrt ist, da ist der Stephansturm, da sind Dächer in unantastbarer Solidarität, Wolken ziehen vom Wienerwald her über den Feiertagshimmel. […] Die Dächer dieses Wien sind die Fassaden eines potemkinschen Dorfes, sie verbergen das drohende Unterbewusstsein dieser grüblerischen, selbstanalytischen Stadt.“1 

Sein Freund Ernst Fuchs richtete ihm 1958 die erste Ausstellung in seiner von ihm in der Millöckergasse betriebenen Galerie aus. Ähnlich wie ihn Fuchs hier unterstützt und gefördert hat, versuchte Regschek sowohl eine Galerie (Galerie zur Silbernen Rose) aufzubauen und organisierte darüber hinaus verschiedene Ausstellungen. Hier ist vor allem Wiener Schule des Phantastischen Realismus in der Galerie Zum Basilisken zu nennen, in der insgesamt dreiundzwanzig Positionen gezeigt wurden, und die wohl eine der Ausstellungen mit den meisten Künstler*innen unter dem Namen der Gruppe war.

Dann hat sich Regschek plötzlich und überraschend in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre von der Gruppe enttäuscht abgewandt. Dies vermutlich aus einer Vielzahl an Gründen, die zusammengefallen sind. Trotzdem arbeitete er während seiner kompletten Schaffenszeit im Stile der Phantastischen Realisten.

Aus eben jener Zeit des Umbruches und der Entfremdung stammt die Arbeit Basilisk (1966). Bei einem Basilisken handelt es sich um ein mythisches Tier, dessen Blick ein Versteinern des Gesehenen zur Folge habe. In mittelalterlichen Tierbüchern werden Basilisken oft als Mischwesen mit dem Oberkörper eines Hahns, auf dem Kopf eine Krone, und dem Unterleib einer Schlange dargestellt. Ein solches Mischwesen stellt Regschek mit einer klaffenden Bauchwunde dar. Bemerkenswert ist dabei vor allem die Abbildung, die hinter dem Wesen an der Wand hängt. Format und schwarz-weiße Farbe könnten andeuten, dass es sich um eine Fotografie handeln soll, wobei sie keine naturgetreue Nachbildung des Fabelwesens ist, sondern ein eher hühnerartiges Wesen zeigt, dessen Körper in abstrakten Formen verschwimmt. Das Werk lässt sich als humorvoller Kommentar zur Funktion der Malerei nach der Erfindung der Fotografie verstehen, die sie auch zur Abstraktion geführt hat, gegen die sich die Phantastischen Realisten in erster Linie wandten.

 

  1. Wieland Schmied, Malerei des Phantastischen Realismus – Die Wiener Schule, Ausst.-Kat., Wien/​Hannover/​Bern 1964/72, S.19.