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Franco Vaccari

Oumuamua (messaggero che arriva per primo da lontano), 2020

Videoinstallation
5:15 Min.

Courtesy der Künstler & P420, Bologna (courtesy credit M. Kornmesser, USA)

Der Künstler Franco Vaccari (*1936 Modena, lebt in Modena) hat ein großes Interesse an Träumen, welches er schon seit den 1980er-Jahren verfolgt, unter anderem durch die Anfertigung bunter Zeichnungen, die seine eigenen abbilden. Der Traum hat für ihn eine spezielle Bedeutung: der Künstler stellt die Theorie auf, dass sich unsere Welt immer mehr der Realität entledigt und sich ins Land der Träume verschoben hat.

Die Frage nach dem Realitätsgehalt stellt sich den Betrachter_​innen auch in seiner Videoarbeit Oumuamua (2020). Hier finden wir uns in einer Szenerie wieder, die wie ein merkwürdiger Traum erscheint: Wir sehen die Weite des Weltalls, aus dem Off das Licht der Sonne, eine mysteriöse Melodie ist zu hören, die leicht ins Bedrohliche kippt. Ein längliches Gebilde taucht in der Mitte des Sternenraumes auf, beginnt sich unaufhaltsam auf uns zuzubewegen und dreht in letzter Sekunde ab. Das Gebilde besteht aus einer Art Gestein, ließe sich also als Meteor oder Asteroid beschreiben, wobei seine Gestalt etwas skurril anmutet und auch an ein Raumschiff erinnert, und seine genaue Zusammensetzung letztlich unklar bleibt. Der Fremdkörper wirkt zugleich faszinierend wie auch bedrohlich und zieht die Betrachter_​innen unausweichlich in seinen Bann.

Am 19.10.2017 bemerkten Astronom_​innen eines Observatoriums in Hawaii ein für sie unerklärliches Phänomen im All. Es wird vermutet, dass es sich dabei um einen Asteroiden handelte, jedoch wurde seine Bahn seltsamerweise nicht von den umliegenden Planeten beeinflusst, sondern verlief quer durch den interstellaren Raum. Auch seine Form stellte die Wissenschaft vor Rätsel, denn sie war atypisch für einen Meteor und wurde als zigarrenförmig“ und pfannkuchenartig“ beschrieben. Zudem wurde das Sonnenlicht in ungewöhnlicher Weise von seiner Oberfläche reflektiert, was für einige Forscher_​innen darauf hindeutet, dass es sich um ein metallisches Artefakt handelte. Das Gebilde erhielt den hawaiianischen Namen Oumuamua“, was soviel bedeutet, wie Botschafter einer entfernten Vergangenheit, die sich an uns wendet“.

Der gigantische Himmelskörper flog direkt auf uns zu, und nichts geschah. Mit der Übersetzung des surreal anmutenden, aber dennoch real stattgefundenen Geschehens in eine programmierte Videosimulation schafft Franco Vaccari eine Situation, aus der heraus sich unser Selbstverständnis befragen lässt. Wie nehmen wir unsere menschliche Realität wahr? Und was würde sich ändern, wenn wir um die Existenz extraterrestrischen Lebens wissen würden? Was könnte passieren, wenn die Menschen von ihren vielen Problemen und Streitigkeiten absehen und sich vereint denken würden? Und schließlich, welche Zukunft, die sich immer auch aus ihrer weit zurückliegenden, entfernten Vergangenheit speist, bleibt uns noch?

Franco Vaccari

*1936 Modena, lebt in Modena

zeigte seine Arbeiten unter anderem in Soloausstellungen in der Fondazione Marconi, Milano; dem Bergamo Film Meeting, Bergamo; der Fondazione Morra Greco, Neapel; dem Madre – Museo d’Arte Donna Regina, Neapel; in BASE, Florenz; an dem Mostyn Museum, Llandudno; im Palazzo dei Pio, Carpi Modena; an der Fondazione Giorgio Marconi, Mailand; in der Gwanju Biennale, Gwanju; in der Galeria Mazzoli, Modena; in der Galeria Michela Rizzo, Venedig; am Museo Cantonale d’Arte Lugano; in der XLV Biennale di Venezia, Venedig; und am Museum Moderner Kunst Wien.

Seine Arbeiten wurden in Gruppenausstellungen in der Konsthal Charlottenborg, Kopenhagen; im Museo Fortuny, Venedig; am Museo Bilotti, Rom; in der Monnaie de Paris, Paris; in der Galleria P420, Bologna; am Palazzo Magnani, Reggio Emilia; in der Gwangju Biennale, Gwangju; in der Kunsthalle Basel, Basel; in der Prague Biennale 4, Prag; an der Neuen Galerie, Universalmuseum Joanneum, Graz; in der XIV Quadriennale di Roma, Rom; der XLVI Biennale di Venezia, Venedig und dem Taiwan Museum of Art, Taiwan gezeigt.