Franz Kapfer
Franz Kapfer (*1971 Fürstenfeld, lebt in Wien) beschäftigt sich in seinen Installationen und Performances mit Prozessen der Geschichtsschreibung und ihren verschiedenen Formen der politischen Repräsentation. Er nimmt Analysen geschichtlicher und politischer Prozesse anhand ihrer unterschiedlichen Einschreibungen in Körpern, Verhaltensweisen, historischen Bauten und Denkmälern vor und reflektiert ihren Einfluss auf unsere zeitgenössische Gesellschaft und ihren Alltag.
In Kapfers Installation Im Rücken die Ruinen von Europa (2019 – 21) hängen Schilde an rostigen Ketten in einem düsteren und unheimlich wirkenden Raum. Sie tragen die Symbole verschiedener rechtsextremistischer Bewegungen, die durch eine zentrale Beleuchtung ihre Schatten an die Wände werfen. Es sind die langen Schatten eines gespaltenen Europas, die uns hier übergroß und verzerrt begegnen. Auf einem der Schilde sehen wir eine Hand mit einer Flamme, die an die antike Tradition der olympischen Spiele erinnert. Ihr Licht dient aber nicht der Symbolisierung einer gemeinsamen Sache, sondern wurde von den „Jungen Nationalisten“ vereinnahmt, einer Jugendorganisation der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD). Auch die mittlerweile in Frankreich verbotene rechtsextreme Identitäre Bewegung, die in Österreich noch erlaubt ist, befindet sich mit dem Lambda-Zeichen darunter. Es wird angenommen, dass ihr Symbol den Spartanerschilden einer Comicverfilmung entnommen ist (siehe: 300, Regie: Zack Snyder, 2006), das Lambda kommt aber aus der – ebenfalls vereinnahmten und hin zu „richtigen Männer(bünden)“ dekontextualisierten – US-Schwulenbewegung der 1970er-Jahre.
Auch die antike Figur des Gladiators Spartacus erhält durch neofaschistische Gruppen eine neue Konnotation. In vielen Ländern Europas brechen vor allem Männer in aggressiver und unversöhnlicher Haltung zum „Kampf“ im Namen ihres Vaterlandes auf. Kapfer lässt ihren ideologischen Fundus „aufmarschieren“ und reflektiert ihre historischen Kontinuitäten und Bruchlinien. Ihre Symbole gehören zur Zeichensprache einer Ersatzreligion, die den Unterschied von Wirklichkeit und Symbol nicht anerkennen will. In ihrer rückwärtsgewandten, nationalistischen und gewaltbereiten Rhetorik wie Symbolik zeigt sich eine vehemente Gegnerschaft zu jeglicher Liberalität und Gleichheit, die uns die Brüchigkeit und Verletzlichkeit der Diskurse und Bemühungen um ein offenes Europa vor Augen führt.
Franz Kapfer
Solo (u.a.): Kunst am Bau, Graz (2025), Club Hybrid, Graz (2021), museumORTH, Orth (2020), Museum Hartberg (2017), GPLcontemporary, Wien (2016), Kunstpavillon Innsbruck (2009), Belvedere, Wien (2008), Museum Moderner Kunst Stiftung Wörlen, Passau (2007), Salzburger Kunstverein (2006), Galerie Hohenlohe, Wien (2006), Bétonsalon, Paris (2005), Galerie Hohenlohe, Wien (2004), Neue Galerie am Universalmuseum Joanneum, Studio, Graz (2002); Shows (u.a.): Kyiv Biennale, Wien (2023), evn sammlung, Maria Enzersdorf (2022), Neue Galerie am Universalmuseum Joanneum, Graz (2022), HALLE FÜR KUNST Steiermark, Graz (2021), Lentos Kunstmuseum, Linz (2021), Sala Omnia, Bukarest (2019), Würtembergischer Kunstverein, Stuttgart (2019), EVN collection, Plowdiw (2019), Kunsthaus Graz (2018), Zeta Art Center & Gallery, Tirana (2018), Belvedere 21, Wien (2017), Biennale Gherdëina 5, Ortisei (2016), MUSA, Wien (2016), GFZK, Leipzig (2015), Kyiv Biennial, Kiew (2015), Kunsthalle Mainz (2015), University Museum and Art Gallery, Hong Kong (2015), National Centre for Contemporary Arts, Nizhny Novigrad und Moskau (2014), Leopold Museum, Wien (2014), Secession, Wien (2014), Ferdinandeum, Innsbruck (2013), Ludwig Museúm, Budapest (2013), Depo, jüdische Bäckerei und Österreichisches Kulturforum, Istanbul (2013), Lentos Linz (2012), Busan Biennale (2012), MUAC, Mexico City (2012), Galerie im Taxispalais, Innsbruck (2011), Museum of Contemporary Art, Kraków (2011), BWA SOKOL Gallery of Contemporary Art, Nowy Sącz (2011), im Rahmen von Franz West, Extroversion, 54. Biennale di Venezia, Venedig (2011)