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Minimal Art/Konzeptkunst

Anna & Bernhard Blume, Holterdiepolter, 1977/78

2‑teilige Sequenz aus der 16-teiligen Serie​„Ödipale Komplikationen“, s/​w‑Fotografien, je Foto 2001271 cm (gerahmt)

Courtesy Deichtorhallen Hamburg/​Sammlung Falckenberg

Die Minimal Art und die Konzeptkunst ab den 1960er-Jahren etablierten eine eher strenge Ästhetik, die von weißen, grauen und schwarzen Farbtönen dominiert wird. Und genau darin liegt auch ihr trockener Humor begründet. Man kann dieses Kapitel als einen sehr kühlen White Cube beschreiben, mit sich bewegenden Wänden und sich verschiebenden kleinen Objekten von Robert Breer in der Neuen Galerie Graz und einem Spiel mit Maßstäben von Peter Fischli und David Weiss oder Jiří Kovanda in der HALLE FÜR KUNST und anderen Überraschungen.


Die Arbeit Untitled (2008) von Jiří Kovanda spielt mit einer der körperlichen Grundformen, die für die klassische Minimal Art von größter Bedeutung war – dem Würfel. Wie auch schon bei einigen Arbeiten im Hauptsaal der Ausstellung wirkt ihr Maßstab leicht entrückt und scheint in diesem Fall beinahe unsichtbar, denn die Arbeit besteht aus einer Aneinanderreihung von Zuckerwürfeln am Boden. Von Kovanda existieren verschiedene Konzepte und Anweisungen, die ohne sein weiteres Zutun und verschiedentlich, auch mit ganz alltäglichen Objekten ausgeführt werden können. Dies ist so gesehen näher an den armen“, d.h. alltäglichen Materialien und Vorstößen der Arte Povera, die jedoch ähnlich wie die Minimal Art eine Gestaltreduktion anstrebte. Kovanda unterläuft mit dem einfachen und für jede*n verfügbaren Material der Zuckerwürfel eine Setzung, die mit Ideen der Minimal Art (wie Kubus, Serie, etc.) spielt und sie en miniature ausführt – und so zugleich parodiert.


Ein ähnliches Spiel scheinen auch Peter Fischli und David Weiss zu spielen, deren bildhauerische und filmische Arbeit ebenfalls vom Alltag geradezu durchzogen ist. So arrangieren sie in der Wurstserie (1979) mit sehr verschiedenen Ansätzen Würste und Aufschnitt zu kleinen Szenen oder Installationen, die aufgrund ihrer ephemeren Machart ihren Weg in den Ausstellungsraum nur als Fotografien schaffen. Neben lustigen Situationen wie dem Laufsteg für Wienerwürstchen zeigt das wohl ikonischste Bild verschiedene Stapel von Wurst-Aufschnitt, die wie beim Teppichhändler auf dem Boden drapiert sind und von einer Gruppe Gürkchen (wohl der Händler und seine Kund*innen) eingehend betrachtet werden. Das Prinzip von Arrangement und/​oder Aktion und deren Dokumentation als Fotografie oder Video im Ausstellungsraum ist eine Grundspielart oder Strategie der Konzeptkunst, die von den beiden Schweizer Künstlern hier jedoch sehr ironisch genutzt wird und wenig mit der strengen Durchführung von bestimmten Anweisungen und der Gestaltung von monumentalen Skulpturen wie bspw. in der Land Art zu tun hat. In einem ähnlichen Ton von Selbstironie ist auch der Film Der geringste Widerstand (1981) gehalten. Die beiden Künstler stehen als Bär und Ratte verkleidet unter anderem an einer Autobahnbrücke in Hollywood und unterhalten sich darüber, wie sie als Künstler reich und berühmt werden.