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Pier Paolo Pasolini:
Edipo Re
22.11.2024

Installation

Zur Finissage der Ausstellung von Mathias Poledna in der HALLE FÜR KUNST STEIERMARK wird Pier Paolo Pasolinis Interpretation des Dramas König Ödipus Edipo Re aus dem Jahr 1967 im Original auf 35 mm als filmische Intervention auf die eigens für die Ausstellung errichtete Projektionswand gestrahlt. Poledna wird in diesem Rahmen auch eine Einführung zum Film geben. Der Eintritt ist frei.

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Text

Bei Edipo Re (1967) handelt es sich laut Pier Paolo Pasolini um seinen am stärksten autobiographischen Film und um eine filmische Interpretation des Dramas König Ödipus oder auch Ödipus, der Tyrann (ca. 429425 v. Chr.), das auf den antiken griechische Tragödiendichter Sophokles zurückgeht und in dem er den Ödipus-Mythos verhandelt.

Pasolinis filmische Version verbindet zwei Ödipus-Figuren: einen Ödipus-Charakter, der sich im 20. Jahrhundert befindet sowie die mythische Figur der Antike. Der Film beginnt etwa in den 1920er-Jahren mit einem Jungen, der von seiner Mutter auf einer Wiese gestillt wird. Auf Grund der Eifersucht seines Vaters, der befürchtet, die Liebe zwischen Sohn und Mutter sei stärker als jene zwischen ihm und seiner Frau, nimmt die Aufmerksamkeit der Mutter gegenüber ihrem Sohn ab – der Vater ist ihm gegenüber hasserfüllt. Die Erzählung verlagert sich schließlich ins antike Griechenland, wo ein kleiner Junge ausgesetzt und von einem Schafthirten gefunden und zu dem König von Korinth gebracht wird, wo er aufwächst. Ödipus, unwissend über seine wahre Identität, tötet seinen Vater, den König von Laios und heiratet daraufhin seine Mutter, Iokaste. Nachdem seine Taten und seine wahrhafte Beziehung zu den Ermordeten ans Licht kommen, verliert er alles, sticht sich die Augen aus und verlässt seinen Palast, während Iokaste sich selbst umbringt. Erneut wird die Handlung zeitlich versetzt, nun in die Gegenwart der 1960er-Jahre. Der blinde Ödipus sitzt vor Bolognas Kathedrale und spielt auf einer Flöte. Er wird schließlich von seiner Begleitung auf eben jene Wiese geführt, wo der Film seinen Anfang nahm. Hier findet Ödipus seinen Frieden.

Nicht nur erinnert Mathias Polednas Intervention in die HALLE FÜR KUNST selbst, mit der er die visuelle Identität der Institution verändert hat, die er genuin in schwarz-weiß hält, an filmische Bilder von Pier Paolo Pasolini, auch wie der Filmemacher selbst zwischen Antike und Moderne respektive in seiner Zeit auch der Gegenwart springt und Bezüge herstellt, passiert nach einem ähnlichen Verfahren, wie Poledna in der Ausstellung gleich einem eigenen Archiv Bezüge und Verweise durch Objekte herstellt. Bei dem Screening handelt es sich darüber hinaus um eine Intervention in seine Ausstellung, denn er wird von einem 35mm Projektor auf die eigens für die Ausstellung errichtete Projektionswand gestrahlt. Für diesen Anlass wird nicht nur ein Filmvorführer benötigt, der Film wird in der Originalversion in Italienisch mit englischen Untertiteln präsentiert und vom Verleih der Cinecittá in Rom zur Verfügung gestellt.

Mathias Poledna wird selbst vor Ort sein und eine Einführung geben.

Künstler:innen

Teilnehmende Künstler:innen

Pier Paolo Pasolini

*1922 in Bologna, IT, †1975 in Ostia, IT

war ein italienischer Filmregisseur, Dichter und Publizist. 

Filmografie (Auswahl): Accattone – Wer nie sein Brot mit Tränen aß (1961), Mamma Roma (1962), Ortsbesichtigungen in Palästina (1963), Gastmahl der Liebe (1964), Das 1. Evangelium – Matthäus (1964), Große Vögel, kleine Vögel (1966), Hexen von heute (1967), Edipo Re – Bett der Gewalt (1967), Teorema – Geometrie der Liebe (1968), Liebe und Zorn (1969), der Schweinestall (1969), Medea (1969), Decameron (1971), Der 12. Dezember (1971), Pasolinis tolldreiste Geschichten (1972), Erotische Geschichten aus 1001 Nacht (1974), Die Mauern von Sana’a (1971 – 74), Die 120 Tage von Sodom (1975).