Leon Höllhumer: The Feast7.12.2024–23.2.2025
Eröffnung:
Ausstellung
Der steirische Künstler, Choreograph und Filmemacher Leon Höllhumer arbeitet an performativen Live-Events, Filmen und Ausstellungsprojekten. Seine Praxis spielt mit Elementen des Performativen und Theatralen in Auseinandersetzung rund um Fragestellungen von Identität, Körper und Macht. In aufwendigen Settings entwickelt Höllhumer situative Plots und szenische Bilder, die ihn mit diversen Protagonist:innen interagieren lassen, etwa mit der Choreographin Florentina Holzinger, den Musiker:innen PUKE PUDDLE oder dem Literaten Ferdinand Schmalz. Ästhetisch nimmt er so Bezug auf Punk, Horrorfilme sowie verschiedene analoge und digitale DIY-Strategien. Dabei sind seine Arbeiten vor allem wild, um nicht zu sagen derb und sehr direkt.
Ansichten
Text
Für die HALLE FÜR KUNST Steiermark wird Höllhumer eine neue installative Performance entwickeln. Das Projekt The Feast wird in der Spielart eines Gesamtkunstwerkes performative Live-Elemente mit Versatzstücken aus Film, Installation und Bühnenbild verbinden. So entsteht neben einer Performance eine immersive Ausstellung. Beide sind nicht trennscharf voneinander zu unterscheiden und erinnern in ihrer situativen Direktheit an ein filmisches Set, in dessen Zentrum man sich unvermittelt wiederfindet.
Ähnlich wie in vergangenen Arbeiten schafft Höllhumer mit The Feast ein vielschichtiges multimediales Projekt, das ausgehend von einer Installation eine immersive Performance bietet. Es ist genau dieses Verhältnis zwischen Objekt und Handlung, das sich in vielen Facetten in der jüngeren Kunstgeschichte finden lässt. Seitdem die Idee der Performance als Aktion in die Gegenwartskunst Einzug erhalten hat, haben sich Generationen von Künstler:innen daran abgearbeitet. Auch das Medium Film, das für Höllhumer wesentlich ist, kommt hier ins Spiel. Im österreichischen Kontext sind wohl die Protagonist:innen des Wiener Aktionismus oder internationale Positionen wie Mike Kelley oder Paul McCarthy als prominente Vertreter der US-amerikanischen Westküste zu nennen, die teils sorgfältig ausgearbeitete Sets und Kulissen produzierten, um dort skurrile, meist sexualisierte Handlungen vorzunehmen – und dies für die Kamera, für ein Live-Publikum oder mitunter beides. Höllhumer knüpft an diese mediale Vielschichtigkeit an und betont gleichermaßen die Funktion des Bühnenbildes, wie auch seine Qualität als Installation. Thematisch kreisen die Arbeiten oft um systemische Fragen, die sich mit kapitalistischen Logiken, Umwelt und den Grenzen des Menschlichen befassen, in deren Bearbeitung auch Emotionen wie Trauer als Vehikel genutzt werden.
Der Titel The Feast beschreibt sowohl das Grundsetting, als auch die Stimmung der Arbeit. Im Sog der verschiedenen Elemente verschwimmen die Grenzen zwischen Rausch und Realität, Publikum und Darbietung. Das Projekt baut auf Elementen und Themen auf, die in den Performance- und Ausstellungsprojekten Virtual Steam Crunch (2020) und The Sacrifice (2022) entwickelt wurden. Aktuell hegt der Künstler ein besonderes Interesse für den Begriff des „Technochauvinismus“ und der Frage nach unseren komplizierten Beziehungen zu den Technologien zwischen Ablehnung, Sachgebrauch, Fetischisierung und Körpererweiterung. Zudem kommt bei der präsentierten Arbeit das Phänomen des „ökologischen Trauerns“ (ecological grief) ins Spiel und so auch, wie trauern zu einem politischen Akt werden kann. Was bedeutet es, um mehr-als-menschliche Ökologien zu trauern?
Im Sinne einer Nachhaltigkeits-Ökonomie wird die HALLE FÜR KUNST sowohl als Ort der Kunstproduktion, Ausstellungs- und Performance-Space genutzt. So entstandene und angefertigte Requisiten, Hintergründe und Fotografien werden nach der Präsentation nicht entwertet, sondern treten in einen neuen Werkzyklus ein. Ganz im Geiste von Punk ist die gesamte Arbeit übersteuert und mit grotesken Figuren, Handlungen und Settings durchzogen. Im Zusammenspiel von Skulptur, Video, Performance und Installation entspinnt sich ein Werk, dass durch seine Distanzlosigkeit die Zuschauer:innen in seinen Bann zieht, sie sich einverleibt und zu Kompliz:innen macht.
Kurator: Jan Tappe
Künstler:innen
Teilnehmende Künstler:innen
Leon Höllhumer
Einzelausstellungen & Performances (u.a.): Efes42, Linz (2022), TQW Tanzquartier Wien (2021), Perspektiven, Attersee (2021), WAF-Gallery, Wien (2021), Daihatsu Rooftop Gallery, Wien (2020), OEVERwerk, KiöR, Graz (2020), Kunsthalle Exnergasse, Wien (2020), EXILE, Wien (2019), Galerie Lisa Kandlhofer, Wien (mit Karl Karner, 2019), Mauve, Wien (2018), Milieu, Bern (2017), MUSA, Wien (2016)
Presse
Downloads & Termine