Give Rise To Julius PristauzPROPAGANDA13.–21.5.2023
Ausstellung
mit Cæcilie Heldt Rønnow, Fran Klein, Luna Mican, Marie-Claire Gagnon, Paul Ebhart
Die in der HALLE FÜR KUNST uraufgeführte Performance von Julius Pristauz trägt den Titel PROPAGANDA und befasst sich mit Popkultur als Instrument zur Vermittlung bestimmter Ideen und Ideologien sowie deren Bewegung und Verbreitung innerhalb unserer Gesellschaft. Es ist ein Stück, welches die Wiederaufführung einzelner, unterschiedlicher Szenen als kuratorische Strategie begreift und sich frei an Stilelementen aus verschiedenen Hintergründen speist: Eine subjektive und queere Erzählung über den Zustand der Welt, in welcher auch humorvolle Elemente und Camp nicht fehlen dürfen.
Ansichten
Text
Die künstlerische Praxis von Julius Pristauz umfasst Performances, Videoarbeiten sowie Installationen, die oft von bestehenden Architekturen ausgehen. Thematisch drehen sich die Arbeiten um die Konstruktion von Identitäten in verschiedenen Spannungsfeldern. Jene untersucht er in Verbindung mit Körpern, aber auch im Zusammenhang der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Vermarktung, in Form von Corporate Identities. Pristauz beschäftigt sich in seiner performativen Praxis mit Bewegungsabläufen innerhalb normativer Systeme, die auf gesellschaftlichen Trends aufbauen. Ausgehend von der Beobachtung alltäglicher Kommunikationsträger wie medialen Bildern, Mode und Sprache wirft der Künstler einen untersuchenden Blick auf die Beziehungen von privaten Bereichen und der Öffentlichkeit, sowie auf hybride Räume zwischen diesen zwei Polen. Zuletzt arbeitete Pristauz wiederholt in enger Kollaboration mit dem eigenen Umfeld und engen Freund*innen, welche letztlich unsere beziehungsweise die eigene Identität widerspiegeln und abbilden.
Die im Rahmen von Give Rise To… konzipierte Performance PROPAGANDA befasst sich in vier Akten mit Politiken rund um Kapitalismus, Autorität, Körper, Gender-Stereotypen und Vorbilder. Vier Perform*innen, darunter der Künstler selbst, schlüpfen in verschiedene Figuren, die im Lauf der knapp einstündigen Perfomance wechseln und abstrahiert werden. Der britische Popkritiker und Theoretiker Mark Fisher beschrieb vor etwa zwanzig Jahren die Schnittstelle zwischen Kapitalismus, popkultureller Kunst und der Psyche des Individuums über den Begriff der Hauntology. Angelehnt an das „Gespenstische“ (Marx) beschreibt er jene unerfüllte Sehnsucht der Popkultur, die nicht nur politisches Bewusstsein eingebüßt hat, sondern auch ihre komplette Wirkmacht. Diese kritischen Gesten werden in der gegenwärtigen Logik nur inhaltsleer wiederholt und durchziehen die aktuelle Kultur wie Geister, markieren so vor allem die Abwesenheit von etwas. In diesem Sinne ließen sich die verschiedenen Figuren von PROPAGANDA als Geister verstehen, die entweder Macht ausüben oder auf die Macht ausgeübt wird. Während der vier Akte, entspannt sich zwischen Erkenntnissen, Feststellungen und Dialogen eine Art düsteres Vier-Schritte-Programm, das immer wieder durch Lip-Sync-Performances unterbrochen wird.
Im Anschluss der Performance wird das Bühnenbild mit einer textlichen Videoarbeit, einer Soundinstallation und vier Skulpturen als Installation gezeigt. Darüber hinaus gehören zum Bühnenbild ein Siebdruck, der sich Referenzen zu eigen macht, wie das digital nachbearbeitete, ikonische James-Bond-Motiv. Durch dieses komplizierte Geflecht aus Rollen, Bühnenfiguren, Publikum und räumlicher Intervention entsteht eine Spannung, die sich auch identitätsstiftenden Fragen innerhalb der Kunst und ihrer Verwertung nähert.
Die Ausstellung spinnt diese Gedanken in Abwesenheit der Performer*innen weiter. Alle vier sind in Form einer Metall-Skulptur in jeweiliger Körpergröße und ausgestattet mit verschiedenen Insignien der jeweiligen Rollen im Raum vertreten: So wird zum einen die Nase eines Schweins gezeigt, aber auch Teile des Kostüms der Rebellen. Zusätzlich zum Video, welches in ähnlicher Form für die Performance eingesetzt wird, ist auch eine Audio-Installation zu hören, die die Stimmen der Performer:innen über die physische Spur der Skulpturen hinaus zurück in den Raum bringt.
Performance und Ausstellung sind zwei Kapitel einer komplexen Erzählung, die sich damit beschäftigt, wie fluide die Grenzen zwischen Politik, Pop, Kunst und Marketing geworden sind. All dies erzählt Pristauz anhand von Körpern, die vielleicht das beste Mittel zum Protest geworden sind.
Kuratiert von Jan Tappe
Künstler:innen
Teilnehmende Künstler:innen
Julius Pristauz
Julius Pristauz studierte an der der Universität für Angewandte Kunst Wien und arbeitet als Künstler und Kurator. Zuletzt kuratierte er die Ausstellung SOMETHING IS BURNING in der Kunsthalle Bratislava (2022) und wurde für sein künstlerisches Diplom mit dem diesjährigen Preis der Kunsthalle Wien ausgezeichnet.
Solo, Performances (u.a.): Kunsthalle Wien (2023), Lewben Art Foundation, Vilnius (2023), Q21 Museumsquartier, Wien (2022), Secession, Wien (2022), WAF Galerie, Wien (2020), Vienna Art Week, Wien (2020), Grazer Kunstverein, Graz (2019), Belvedere 21, Wien (2019); Ausstellungen: Shore Galerie, Wien (2022), UA26, Wien (2022), Futura, Prag (2021), EXILE, Wien (2021), The Pool, Istanbul (2020), House of Arts, Brünn (2018); Preis der Kunsthalle Wien für künstlerisches Diplom an der Universität für Angewandte Kunst, Wien (2022);
Rezensionen
Presse
Downloads & Termine
- Einladungskarte Julius Pristauz PDF (528 KB)
- Pressetext Julius Pristauz PDF (103 KB)
- Press text Julius Pristauz PDF (94 KB)