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Renée Gadsden & Kurt Ryslavy 
Running Metres – Laufmeter 

Book Launch & Artist Talk 

Panelling Ryslavy, 2023
Museum für Gegenwartskunst, Admont

© Michael Richter-Grall

Der in Graz geborene Kurt Ryslavy ist bildender Künstler, Dichter und übt einen Broterwerbsberuf aus. Er arbeitet vorwiegend mit Text, Video, Installation, Performance, Skulptur und Malerei und bezeichnet sich selbst als zeitgenössischer Künstler. Dabei ist er einer der wenigen, wenn nicht der einzige Konzeptkünstler, dessen Präferenz auf dem Medium der Ölfarbe liegt. An Strömungen des Dadaismus, des Fluxus und des Wiener Aktionismus anknüpfend, unternimmt er seit fast fünf Jahrzehnten auf ironische sowie provokative Art und Weise den Versuch, gegen traditionelle Kunstauffassungen und ‑begriffe zu arbeiten.

Ryslavy studierte Philosophie an der Universität Wien sowie Kunst an der Wiener Hochschule für Angewandte Kunst, brach aber beide Studien ab. Nach einem Aufenthalt in Salzburg (19811983) und in Boissano (19851986) zog er nach Brüssel, um seine schriftstellerische und vermehrt auch seine Tätigkeit als bildender Künstler auszuüben. 1990 kaufte er mit Freunden ein Haus auf Kredit und begann infolge einer Kunstmarktkrise einen Broterwerbsberuf.

Mittels seiner inhaltlich-diskursiven Werke sowie detaillierten und wohl überlegten Ausstellungkonzepten verhandelt er insbesondere Thematiken wie Wahrnehmungsphänomene, das, was als Kunstwelt/​Kunstmarkt verstanden wird, sowie Arbeitsbedingungen von Kunstschaffenden. Zentral ist für ihn dabei vor allem die Absurdität der sogenannten Kunstwelt selbst, die er stets und immer wieder humorvoll beleuchtet.

Ryslavy stellt so auch Fragen etwa des ästhetischen, kognitiven, moralischen, künstlerischen und kommerziellen Wertes eines Kunstwerks: nicht nur mittels des durch den Kunstmarkt bestimmten Wertes, den Sue Spaid als extrinsisch bezeichnet, sondern auch qua intrinsischen Wert, als die Bewunderung von Werken, die keine Bekanntheit erlangt haben. Der Wert eines Werkes steigt oft mit seiner Sichtbarkeit, aber was ist mit gänzlich unpopulären Arbeiten oder auch Objekten, die etwa in den eigenen vier Wänden Wertschätzung erfahren? Da die meisten Objekte einen intrinsischen Wert haben, wird dieser vordergründig von Ryslavy behandelt. Denn gleich einem Parlament der Dinge (2009) haben die Objekte, die wir auswählen insofern eine Wirkung oder agency, wie Bruno Latour sagen würde, als dass sie für unsere Identität maßgeblich sind. Ryslavy ist nämlich zugleich ein Sammler, dem es immer auch um Fragen des Kategorisierens, der Sichtbarmachung sowie des Ausstellens und Verbindens selbst geht.

Die Kulturtheoretikerin Dr. Renée Gadsden beschreibt, wie Ryslavy mit großem Eifer unsere gängigen Ansichten darüber, was in der Kunst als akzeptabel gilt, immer wieder hinterfragt und dennoch oft enttäuscht ist, wenn das Publikum seine Werke nicht wie erhofft annimmt. Dieser ständige Konflikt mit der Wahrnehmung seiner Kunst durch die Öffentlichkeit verfolgt ihn. Seine Werke überschreiten die üblichen Grenzen und Vorstellungen von Kunst dergestalt, dass sie für die meisten unverständlich bleibt. Das aber treibt ihn wohl zu immer radikaleren Erkundungen seiner künstlerischen Philosophie an.

Kurt Ryslavy kritisiert zugleich, dass der Markt oft wichtiger als die künstlerische Fähigkeit und Bildung wird und fragt, ob Kunstakademien wirklich den Kunstkanon und die Gesellschaft fördern oder bloß angepasste Künstler:innen formen, die lediglich dem Primat des Kunstmarktes dienen?

Renée Gadsden, die auch einen Essay für die neue Publikation von Kurt Ryslavy verfasst hat, wird das Buch Running Metres – Laufmeter gemeinsam mit dem Künstler im Gespräch präsentieren.

Wir möchten uns im Voraus herzlich bei Herrn Grabmayr aus Geistthal für die musikalische Untermalung sowie beim Museum für Gegenwartskunst Admont für die kulinarische Unterstützung und das Getränkesponsoring (Dveri-Pax) bedanken. 

Kurt Ryslavy
Running Metres – Laufmeter

80 Seiten, brosch., engl./dt., zahlr. Farb-Abb., Herbst 2024
Mit Textbeiträgen von Renée Gadsden, Kurt Ryslavy, Sue Spaid

R I T T E R Klagenfurt, Graz, Wien 
ISBN9783854156741 
Preis: €29,00

Künstler:innen

Teilnehmende Künstler:innen

Kurt Ryslavy

*1961 in Graz, lebt in Brüssel

Einzelausstellungen (Auswahl): Museum Gegenwartskunst, Admont (2023), Angelinna, Brüssel (2021), Kunstverein Langenhagen, Hannover (2019), Norbert Arns Galerie, Köln (2018), Vincent Van Gogh Huis, Zundert (2018), établissement d’en face, Brussels (2017), CC De Garage Malines (2016), White Out Studio Knokke (2015), (les halles), Porrentruy (2014), Kim Kim Gallery, Seoul (2013), Emily Harvey Foundation, New York (2012), BOZAR, Brüssel (2012), MAK, Wien (2011), Musée de Mariemont, Morlanwelz (2009), Le Commissariat, Paris (2009), Museum Admont (2008), CCNOA, Brüssel (2007), Neue Galerie, Graz (2001), Kunsthalle Krems (2000), Kunsthalle Lophem (1999), Palais des Beaux-Arts, Paris (1997), Secession, Wien (1993), Hering Kunstmuseum (1990).

Gruppenausstellungen (Auswahl) : Museum Gegenwartskunst, Admont (2022), Stedeljik Museum Breda (2021), ARTZUID, Amsterdam (2018), Centre Wallonnie, Brüssel Paris (2017), Mumok Wien (2016), Kunsthaus Zürich (2015), Herbert Foundation, Gent (2014), Kunsthaus, Graz (2013), CCS Strombeek (2012), Espace culturel Louis Vuitton, Paris (2012), Maison Grégoire, Brüssel (2011), Sparwasser HQ, Berlin (2008), mandrake, Los Angeles (2008), BOZAR, Brüssel (2008), Mumok, Wien (2007), Landesmuseum Niederösterreich (2007), Kunsteneres Huis Oslo (2007), Ikob Eupen (2004), Tour & Taxis, Brüssel (2001), MDD Deurle, Sint-Martens-Latem (1998), Skulptur Projekte Münster (1997), Von der Heydt Museum Wuppertal (1987), Kunsthalle Bremen (1987).

Buchproduktionen : Vierzeiler (1986), Yes, Ja – passende Texte (1987), Kurze Geschichten von vorne nach hinten (1988), Les formes de complexité moyenne attirent notre attention (1989), One fucking move (1989).

Dr. Renée Gadsden

(*New York City, US, lebt in Wien)

ist Kunst- und Kulturhistorikerin und arbeitet als Kuratorin, Kunstvermittlerin und Autorin für Institutionen, darunter dem Albertina Museum, der Wiener Secession, dem Philosophicum Lech, dem Belvedere Museum Wien, der Pinakothek der Moderne, dem Künstlerhaus Klagenfurt, dem KOENIGmuseum Landshut, dem Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, dem Europäisches Forum Alpbach und dem Jüdischen Museum Wien.

Sie hat einen Abschluss in Kunstgeschichte von der Brown University (AB Hon.), absolvierte ein Postgraduiertenstudium in Kunstgeschichte an der Universität Wien und erwarb Abschlüsse in Bildhauerei (Mag. art.) und Kultur- und Geistesgeschichte (Dr. phil.) an der Universität für Angewandte Kunst Wien.

Jahrelang in der Erwachsenenbildung und als Dozentin an verschiedenen österreichischen Universitäten tätig, ist sie Mitbegründerin des Instituts für Sprachkunst an der Universität für Angewandte Kunst Wien, dem österreichweit ersten Programm für kreatives Schreiben mit akademischem Abschluss, und ist Lektorin am dortigen Institut für Kunsttheorie.

Panelling Ryslavy, 2023
Museum für Gegenwartskunst, Admont

© Michael Richter-Grall