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Öffentliche Erinnerungskulturen in den USA
Nassim W. Balestrini 

Vortrag 

Univ.-Prof. Dr.phil. Nassim Balestrini

Univ.-Prof. Dr.phil. Nassim Balestrini

Foto: Andreas Heller

Die Amerikanistin Prof. Dr. Nassim W. Balestrini erörtert in ihrem Vortrag Öffentliche Erinnerungskulturen in den USA: Zu Kontroversen über angemessene Denkmäler an den Bürgerkrieg (1861 – 1865) an Hand von Beispielen US-amerikanischer Monumente das kollektive Gedächtnis in Bezug auf zeitgenössische Debatten in den USA. Sowohl Monumente, Denkmäler, als auch Kunst im öffentlichen Raum tragen maßgeblich zur Erinnerungskultur einer Nation bei, reflektieren politische Strömungen und sind somit selbst hochgradig politisch.

Ausgehend von Kontroversen wie derjenigen um Stone Mountain in Georgia, dessen in Stein gemeißeltes Flachrelief Jefferson Davis, Robert E. Lee und Stonewall Jackson – also den Präsidenten sowie zwei Topgeneräle der ehemaligen Konföderationsstaaten – darstellt, wird Balestrini verschiedene Aspekte der US-amerikanischen Erinnerungskultur verhandeln. Aktivist:innen rund um Black Lives Matter fordern längst die Beseitigung des erst 1972 fertig gestellten Denkmals, dessen Realisierung auf eine Initiative von 1914, die direkt mit dem Ku-Klux-Klan in Verbindung steht, zurückzuführen ist. Das sei nur eines der Beispiele rund um die immer lauter werdenden Forderungen sowie tatsächlichen Entfernungen von Monumenten, die Personen huldigen, die aktive Befürworter der Sklaverei, der Segregation und des Genozids an der indigenen Bevölkerung waren.

Balestrini wird Einblicke geben in die Historie der Errichtung von Monumenten für den Bürgerkrieg – sowohl in den Südstaaten als auch in den Nordstaaten. Dabei geht es um Fragen wie die strategische Gestaltung nicht nur der Denkmäler an sich, sondern auch um deren Eingliederung in öffentliche Räume und die davon erhoffte Wirkung auf spezifische Teile der Bevölkerung. Außerdem gilt es darüber nachzudenken, welche Arten von Publikums- und Nutzungskulturen sich im Umfeld der Bürgerkriegsdenkmäler (z.B., wenn sie in einem Park stehen) entwickelt haben. Die Interpretation spezifischer Denkmäler wird anhand von wissenschaftlichen Erkenntnissen, literarischen Darstellungen und Diskussionen in den Medien erläutert. Die Bilder und Texte, die im Laufe des Vortrags gezeigt werden, sollen zur gemeinsamen Diskussion im Anschluss an den Vortrag anregen. 

Im Rahmen der Diskussion werden die Ausführungen zu öffentlichen Erinnerungskulturen auch mit dem künstlerischen Schaffen von Katherine Bradford zusammengeführt. In ihren monumentalen visuellen Werken stellt sie diverse Gemeinschaften dar, aus denen Superheld:innen sowie andere Held:innen des Alltags hervorgehen, die konstruierte Grenzen von race und gender überwinden. Bei Bradford steht die Gemeinschaft im Vordergrund; hier kann jeder und jede ein:e Superheld:in sein und durch sein Handeln dazu werden. Ihr Beitrag zum US-amerikanischen kollektiven Gedächtnis ist somit zutiefst demokratisch, aber fern einer direkten politischen Repräsentation. Vielmehr liegt dessen monumentale Kraft im Kleinen, im überhöhten Darstellen von alltäglichen Personen, die für sie etwas Besonderes leisten.

Der Vortrag von Prof. Dr. Nassim W. Balestrini über Monumente, kollektives Gedächtnis und Erinnerungskulturen in den USA beginnt um 18 Uhr in der HALLE FÜR KUNST. Caro Feistritzer, kuratorische Assistenz der HALLE FÜR KUNST Steiermark wird den Vortrag in Bezug auf die Ausstellung Katherine Bradford: American Odyssey begleitend in Kontext setzen.

Künstler*innen

Teilnehmende Künstler*innen

Univ.-Prof. Dr.phil. Nassim Balestrini

*1966 in Wien, lebt in Graz

ist Professorin für Amerikanistik und Intermedialität und leitet sowohl das Institut für Amerikanistik als auch das Zentrum für Intermedialität (CIMIG) an der Universität Graz.
Ihre Forschungsinteressen sind in der amerikanischen Literatur und Kultur vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart angesiedelt. Gerne arbeitet sie zu Themen, die grenzüberschreitende und vergleichende Fragen beinhalten und sich mit unterschiedlichen Medien, Genres, Kulturen und Sprachen befassen. Die Auseinandersetzung mit dramatischen Werken zum Thema Klimawandel, mit zeitgenössischer Lyrik nicht-weißer und bi-kultureller Autor:innen, mit Hip Hop-Lyriker:innen indigener Herkunft und mit Intermedialitätstheorie prägen ihre Forschung der letzten Jahre. Der Dialog zwischen Künstler:innen und Wissenschafter:innen liegt ihr besonders am Herzen.

Univ.-Prof. Dr.phil. Nassim Balestrini

Univ.-Prof. Dr.phil. Nassim Balestrini

Foto: Andreas Heller